SAP senkt Umsatzerwartung
28.10.2009
Europas größter Softwarehersteller senkte die Erwartung für den Jahresumsatz von einem Minus von 4-6- % auf einen Rückgang von 6-8 %. Am Ziel, eine währungsbereinigte EBIT-Marge von 25,5 bis 27 % zu erreichen, hält SAP allerdings fest
Der Umsatz schrumpfte im dritten Quartal im Jahresvergleich von 2,76 auf 2,51 Mrd. Euro. Der Lizenzumsatz fiel von 763 auf 525 Mio. Euro. Der von SAP als Richtwert für die Geschäftsentwicklung betrachtete Umsatz mit Software und softwarebezogenen Dienstleistungen sank auf 1,94 Mrd. Euro nach 1,99 Mrd. Euro vor einem Jahr. Unterm Strich erhöhte sich der Überschuss von 389 auf 435 Mio. Euro.
Der bis zum Jahresende geplante Abbau von weltweit 3.000 Stellen ist bereits so gut wie abgeschlossen. Um Geld zu sparen, wurden auch in Deutschland mehrere hundert Stellen gestrichen. Insgesamt hat SAP im ersten Halbjahr seine Kosten durch ein Bündel von Maßnahmen um 500 Mio. Euro gedrückt. Dem standen Kosten von 165 Mio. Euro für den Stellenabbau entgegen.
Wucht der Krise überrascht SAP
Nachdem Vorstandschef Leo Apotheker zuletzt noch eine Belebung in Aussicht gestellt hatte, stimmt SAP nun wieder pessimistischere Töne an. "Während wir Anzeichen für eine Stabilisierung des gesamtwirtschaftlichen Umfelds sehen, bleibt unser Markt weiterhin schwierig", räumte Finanzvorstand Werner Brandt ein. Q3 waren die Umsätze stärker zurückgegangen als von Analysten vorausgesagt.
Für den Zeitraum von Juli bis September gab der Konzern einen Einbruch des Umsatzes mit neuen Software-Lizenzen um 31 % auf 525 Mio. Euro bekannt, nach einem Rückgang von 40 % im vorangegangenen Quartal. Vor allem in Japan und Schwellenländern wie China hat SAP mit schwacher Nachfrage zu kämpfen. Auch in Deutschland rutschten die Umsätze in den Keller, da die Unternehmen wegen der schwachen Konjunktur ihre Ausgaben zurückfuhren und Investitionen in Informationstechnik meiden. Die Marktforscher von Gartner rechnen damit, dass die Unternehmensausgaben für IT 2009 weltweit um rund 7 % sinken werden.
Der Konzern, der weltweit 89.000 Kunden zählt, hält Verfolger Oracle allerdings auf Abstand, sagte Apotheker dem Sender n-tv. Der seit dem Frühjahr als alleiniger Vorstandschef an der Konzernspitze stehende Manager hatte noch Ende Juli eine baldige Trendwende vorhergesagt: Das Schlimmste liege hinter SAP, die Geschäfte kämen in Schwung. Zu Jahresbeginn war der frühere Vertriebschef sogar nur von einen minimalen Rückgang der Software-und Wartungserlöse um ein Prozent ausgegangen.
Nach den ebenfalls als schwach gewerteten jüngsten Umsatzzahlen von Oracle beurteilen Analysten mittlerweile auch die Aussichten für SAP skeptischer. "Die Auftrags-Pipeline von SAP leidet immer noch darunter, dass es wenig große Software-Deals gibt", erläutern Commerzbank-Experten. Das geschäftsträchtigste Vierteljahr hat für SAP zwar gerade erst begonnen. Die Umsätze würden jedoch auch im Schlussquartal 2009 um zweistellige Prozentsätze unter den Werten vor Jahresfrist liegen, sagten Analysten voraus.
Beim Gewinn muss das 1972 von früheren IBM-Managern aus der Taufe gehobene Unternehmen ebenfalls kleinere Brötchen backen. Der um Sondereffekte bereinigte Betriebsgewinn gab Q3 um 8 % auf 674 Mio. Euro nach, da SAP Geld für den geplanten Abbau von 3.000 Stellen aufwenden musste.
Apotheker verwies auf eine verbesserte Ertragskraft. Die um Sondereffekte und Wechselkurseffekte bereinigte operative Rendite liegt in der für 2009 angestrebten Spanne von 25,5 bis 27 %. Sie kletterte im Vergleich zum Vorjahresquartal um 0,8 Prozentpunkte auf 26,9 %. Denn die Umsätze fielen im abgelaufenen Vierteljahr stärker als das Ergebnis.