Verkauf von Office-Büroprogrammen schwächelt - Softwareriese erfüllt Analystenerwartungen - Umsatz um drei Prozent gestiegen.
Das neue Windows 8 fährt nicht schnell genug hoch: Ein schwacher Marktstart des neuen Betriebssystems hat den Gewinn von Microsoft im Weihnachtsquartal gedrückt. Anders als zu Microsofts Glanzzeit in den 1990er-Jahren erwies sich das Programm nicht als der alles überstrahlende Absatzschlager. Windows 8 verkaufte sich seit der Markteinführung Ende Oktober 60 Millionen Mal - ein solider, aber nicht spektakulärer Start.
Bereits die PC-Hersteller und der Chipriese Intel hatten geklagt, das System habe im Weihnachtsgeschäft nicht wie seine Vorgänger den Absatz angekurbelt. Die Verkaufszahlen von herkömmlichen PCs gehen zurück. Vor allem Verbraucher greifen verstärkt zu Tablet-Computern. Auf die Flachcomputer mit Fingersteuerung ist Windows 8 zwar explizit zugeschnitten, der Markt für deren Systeme wird aber von Apple und Google dominiert. Aus den Absatzzahlen seines eigenen Tablet-Modells "Surface" macht der Microsoft ein Geheimnis. Finanzchef Peter Klein sagte nur, sein Haus weite Produktion und Vertrieb des Geräts aus.
Der weltgrößte Softwareanbieter hat zudem mit einer schwächelnden Nachfrage nach seiner einträglichen Büro-Software Office zu kämpfen. Der Gesamtumsatz kletterte zwar im abgelaufenen Quartal um drei Prozent auf 21,5 Mrd. Dollar (16,1 Mrd. Euro), der Konzergewinn schrumpfte indes binnen Jahresfrist um 200 Mio. Dollar auf 6,4 Mrd. Dollar. Börsianer reagierten enttäuscht: Die Microsoft-Aktie gab am Freitag in Frankfurt drei Prozent nach. "Es gibt immer noch keine Anzeichen, dass Windows 8 ein Riesenerfolg ist", sagte Analyst Andrew Bartels von Forrester Research. "Verglichen mit früheren Zeiten, als es starke Zuwächse gab, wenn ein neues Betriebssystem herauskam, lässt sich das diesmal nicht feststellen." Immerhin steigerte die Betriebssystem-Sparte im Berichtsquartal ihre Einnahmen um ein Viertel auf 5,9 Mrd. Dollar - ein wenig mehr als von Analysten erwartet.
Doch die Office-Sparte schrumpfte um zehn Prozent auf 5,7 Mrd. Dollar. Das Management führte dies auf die Zurückhaltung der Kunden vor Einführung von Windows 8 zurück. Analyst Josh Olson von Edward Jones sagte dazu: "Das ist eine Pause vor einer Produkteinführung, die typisch ist."
Microsoft gibt die Hoffnung auf einen durchschlagenden Windows-Erfolg noch nicht auf. "Die Nachfrage ist bei einigen wichtigen Geräten höher als das Angebot", sagte die Finanzchefin der Windows-Sparte, Tami Reller, Anfang Jänner. "Die besten Chancen liegen noch vor uns." Analysten haben sich bereits auf einen langsamen Marktstart von Windows 8 eingestellt. "Es gab einen Dämpfer, aber der PC-Markt ist bei weitem nicht tot", sagte Collin Gillis von BGC Financial. "Selbst wenn sie nur minimalen Erfolg mit dem Surface haben, reicht das für einen nennenswerten Effekt."
Bisher wagte sich Microsoft nur zögerlich ins Hardware-Geschäft und bietet im Wesentlichen nur die Spielekonsole Xbox und Surface unter dem eigenen Markennamen an. Allerdings könnten die Amerikaner womöglich einen breiteren Einstieg riskieren. In einem Medienbericht hatte es vor kurzem geheißen, dass sich Microsoft an einer Übernahme des PC-Herstellers Dell beteiligen wolle. Der Softwareriese könnte 1 bis 3 Mrd. Dollar zur Finanzierung beisteuern, hatte der US-Fernsehsender CNBC am Dienstag unter Berufung auf nicht näher genannte Kreise berichtet. Der drittgrößte PC-Hersteller der Welt, der an der Börse mit rund 22 Mrd. Dollar bewertet wird, sondiert derzeit eine Übernahme des Unternehmens durch Finanzinvestoren. Sollte dies gelingen, wäre es eine der größten Private-Equity-Transaktion seit der Finanzkrise.