Wachstum abgeschwächt

Siemens-Aktie bricht deutlich ein

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Finanzchef Kaeser: "Der Rückenwind der Krisenerholung ist vorbei."

Das Wachstum von Siemens schwächt sich langsam ab. "Der Rückenwind der Krisenerholung ist nun wohl vorbei", erklärte Finanzchef Joe Kaeser am Dienstag. Es seien wieder stärkere Anstrengungen nötig, um weiter zu wachsen. Erst vergangene Woche hatte der niederländische Rivale Philips wegen der enttäuschenden Nachfrage in Europa mit einer Gewinnwarnung die Anleger schockiert.

Größter DAX-Verlierer
An der Börse wurden die Aussagen von Kaeser negativ aufgenommen: Siemens-Aktien verloren fast vier Prozent auf 89,15 Euro und waren größter Verlierer im Leitindex Dax. "Die Aussichten sind damit nicht besonders rosig, und das verschreckt Investoren", sagte ein Börsianer. Allerdings hatte Kaeser diesen Trend bereits im April vorgezeichnet. Der Münchner Technologiekonzern setzt daher auf die rasant wachsenden Schwellenländer.

   Kaeser wies darauf hin, dass es im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2010/11 zum Vorjahreszeitraum teilweise noch deutliche Zuwächse gegeben habe, gegenüber dem Vorquartal aber die Raten niedriger gewesen seien. Sehr gut lief es für Siemens in der Industriesparte und etwas weniger stark im Energiebereich. Im Gesundheitssektor gab es dagegen überwiegend Rückgänge.

Steigerung zum Vorjahr
Unter dem Strich wird der Dax-Konzern von April bis Juni im fortgeführten Geschäft etwas mehr als im Vorjahr verdient haben, als es 1,4 Mrd. Euro waren. Allerdings ist hierbei der Ergebniseffekt durch den Ausstieg aus dem Joint Venture mit dem französischen Atom-Konzern Areva nicht enthalten. Über die Modalitäten des Ausstiegs war lange schiedsgerichtlich gestritten worden. Siemens musste am Ende 648 Mio. Euro plus Zinsen an Areva zahlen, hatte zuvor aber 1,52 Mrd. Euro aus dem Verkauf der Anteile realisiert.

Kaeser ergänzte, der Auftragseingang werde im dritten Quartal 2010/11 deutlich über den Vorjahreswert von 19,2 Mrd. Euro liegen und auch das Niveau des zweiten Quartals von 20,7 Mrd. übertreffen. Positiv beeinflusst sei dies unter anderem durch einen Mega-Auftrag der Deutschen Bahn zur Lieferung von neuen Hochgeschwindigkeitszügen.

Umsatz bleibt stabil
"Der Umsatz dürfte über dem Vorjahreswert von 17,4 Mrd. Euro liegen und sich auf dem Niveau des Vorquartals von rund 17,7 Mrd. Euro stabilisieren", sagte der Finanzchef. Damit hat sich Siemens deutlich besser aus der Affäre gezogen als Philips. Der Elektronikkonzern hatte nach seiner jüngsten Gewinnwarnung weitere Sparschritte angekündigt. Wegen der enttäuschenden Nachfrage in Europa wird der Überschuss in zwei von drei Sparten im zweiten Quartal des Kalenderjahres deutlich einbrechen, so Philips.

   Bei Siemens stehen die Zeichen dagegen vor allem in den Schwellenländern auf Wachstum. Hier wollen die Münchner überdurchschnittlich schnell zulegen und den Marktanteil in den nächsten fünf Jahren steigern. Es gebe eine enorme Nachfrage nach Lösungen für Energieerzeugung und -übertragung, Gesundheitsversorgung sowie städtische und industrielle Infrastrukturen, hieß es auf einer Investorenveranstaltung in Shanghai. Neben Brasilien, Russland, Indien und China hat der Münchener Konzern vor allem Chile, Indonesien, Mexiko, Kolumbien, Polen, Südafrika, Thailand, Vietnam und die Türkei im Blick.

   Zwischen 2005 und 2010 hat sich der Umsatz in den Schwellenländern mehr als verdoppelt, die jährliche Rate bei den fortgeführten Aktivitäten betrug 17 Prozent. Das Bruttoinlandsprodukt der Staaten erhöhte sich in diesem Zeitraum durchschnittlich nur um gut sechs Prozent. Die Schwellenländer stehen mittlerweile für über 30 Prozent des Umsatzes.
 

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