Nach einer neuerlichen Gewinnwarnung haben sich die Anleger gleich in Scharen von Siemens -Aktien getrennt. Die Titel des Dax-Schwergewichts rauschten um bis zu 7,6 Prozent auf 77,27 Euro in den Keller und waren damit so billig wie seit Anfang Juli nicht mehr. Der Konzern gab am Donnerstag sein Renditeziel für 2014 auf. "Das war schon eine herbe Überraschung - und Enttäuschung", sagte ein Händler.
Eine operative Marge von zwölf Prozent sei "aufgrund geringerer Markterwartungen" bis dahin nicht erreichbar, teilten die Münchner überraschend mit. "Die strukturellen Maßnahmen zur Portfoliooptimierung und Kostensenkung sind weitestgehend auf Kurs", hieß es. Die Formulierungen deuten darauf hin, dass Löscher erneut mit seiner Wachstumseinschätzung daneben lag. Auch die Rivalen ABB und Alstom zeigten sich zuletzt wegen ausbleibender Großaufträge skeptisch über die Zukunftsentwicklung.
Eigentlich wollte Konzernchef Löscher sein Haus durch Stellenabbau und den Verkauf von wenig rentablen Sparten bis 2014 wieder vor die Konkurrenz bringen. Ein moderates Umsatzwachstum gehörte dabei ebenfalls zu seiner Kalkulation. Nachdem er sich in seiner Amtszeit seit 2007 mittlerweile zum sechsten Mal verschätzt hat, dürfte es bei der Aufsichtsratssitzung am Mittwoch eng für den Österreicher werden. Unter Druck stand er schon wegen zahlreicher verpatzter Großprojekte, die auch wieder das abgelaufene Quartal belastet haben dürften. Die Zwischenbilanz für die Monate April bis Juni will Siemens am Donnerstag vorstellen.