Siemens erwischt durchwachsenen Start ins Jahr

23.01.2013

Unzufriedene Siemens-Aktionäre - Kritik an österreichischem Konzernchef Löscher aber weniger harsch als erwartet - Anleger fordern angesichts durchwachsener Zahlen: Ärmel aufkrempeln.

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Siemens hat nach einem durchwachsenen Start ins neue Geschäftsjahr den Unmut der Aktionäre zu spüren bekommen. Die von manchen Anlegern erwartete scharfe Abrechnung mit dem aus Österreich stammenden Konzernchef Peter Löscher und seinem Aufsichtsratsvorsitzenden Gerhard Cromme blieb am Mittwoch auf der Hauptversammlung in München allerdings aus. Cromme und Löscher verteidigten ihren Kurs. Siemens stehe trotz aller Probleme gut da und werde an seinem eingeschlagenen Weg festhalten.

In das neue Geschäftsjahr 2012/13 ist Siemens mit einem Gewinnrückgang gestartet. Und Löscher stimmte die Aktionäre auf eine schwierige Wegstrecke ein. "Auch für den weiteren Jahresverlauf erwarten wir von der Weltwirtschaft keinen Rückenwind", sagte der Manager aus Villach in Kärnten. Er bekräftigte aber seine Ziele. Siemens richte seine volle Aufmerksamkeit auf das Sparprogramm, mit dem der Konzern nächstes Jahr beim Profit wieder auf Augenhöhe mit der Konkurrenz kommen will.

Cromme stärkte Löscher angesichts der öffentlichen scharfen Kritik der letzten Monate den Rücken. So sei das umfassende Sparprogramm notwendig, auch wenn es unpopulär sei. "Wir lassen uns aber nicht vom Kurs abbringen, auch wenn manche Medien diesen hinterfragen und teilweise versuchen, Uneinigkeiten in Vorstand und Aufsichtsrat zu konstruieren, wo keine sind", sagte Cromme. Siemens will 6 Mrd. Euro bis 2014 einsparen und tausende Stellen streichen.

Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sagte, Siemens habe kein gutes Jahr hinter sich. Allerdings habe die Führung die richtigen Schlüsse gezogen. Nun müsse Konzernchef Löscher auch entschlossen handeln. "Der feine Zwirn muss ausgezogen werden", sagte Bergdolt. "Es ist schade, dass wir Aktionäre im letzten Jahr so ernüchtert wurden", zeigte sich der Vertreter von DWS Investment, Henning Gebhardt, enttäuscht.

Im ersten Quartal des Siemens-Geschäftsjahres von Oktober bis Dezember fiel der Gewinn um 12 Prozent auf 1,21 Mrd. Euro. Der Umsatz legte dank eines noch guten Auftragspolsters zwar leicht auf 18,1 Mrd. Euro im Vergleich zum Vorjahr zu. Aber erneut drückten Sonderbelastungen das Ergebnis. Die verspätete Auslieferung von ICE-Zügen an die Deutsche Bahn kostete Siemens 116 Mio. Euro, bei der Solarsparte fielen wegen weiterer Abschreibungen sogar 150 Mio. Euro Verlust an. Hier seien weitere Belastungen im Jahresverlauf nicht auszuschließen, sagte Finanzchef Joe Kaeser.

Sehr gut und hoch profitabel lief das Geschäft mit Gasturbinen sowie in der Medizintechnik, wo jetzt die Früchte eines früheren Umbauprogramms geerntet werden. Diese beiden Zweige allein machten jeweils gut eine halbe Milliarde Euro Gewinn. Das Industriegeschäft litt dagegen darunter, dass viele Firmen Ausgaben für neue Anlagen auf Eis gelegt haben. China werde frühestens ab Sommer wieder eine Hilfe sein. Der Auftragseingang lag erstmals seit drei Quartalen wieder über dem Umsatz, blieb aber hinter dem Vorjahresquartal.

Der große Siemens-Konkurrent General Electric (GE) hatte Umsatz, Gewinn und Auftragseingang im selben Quartal gesteigert. Löscher sagte, Siemens habe seit 2011 unzweifelhaft an Boden verloren und werde jetzt wieder aufholen. Zur gewachsenen Kritik an seiner Führung meinte er: "Siemens ist erfolgreich unterwegs, und ich bin ruhig und gelassen, und das Führungsteam ist geschlossen." Mit dem Sparprogramm will er die Gewinnmarge bis 2014 wieder auf 12 Prozent erhöhen.

Das Programm kostete im ersten Quartal lediglich 50 Mio. Euro, bis September sollen aber weitere 950 Mio. Euro Belastung dazukommen. Löscher bekräftigte die Prognose, wonach Siemens 2013 mit einem Rückgang des Gewinns aus fortgeführtem Geschäft von 5,2 auf 4,5 bis 5,0 Mrd. Euro rechnet. Der Umsatz soll bei gut 78 Mrd. Euro stagnieren, der Auftragseingang von zuletzt noch 76,9 Mrd. Euro moderat steigen.

Osram machte im abgelaufenen Quartal fast 80 Mio. Euro Gewinn. Die Hauptversammlung sollte am Nachmittag über die Abspaltung der Lichtsparte und die Ausgabe von gut 80 Prozent der Osram-Aktien an die Siemens-Aktionäre abstimmen. Siemens will die traditionsreiche Tochter nach mehreren Anläufen voraussichtlich ab Sommer an die Börse bringen.

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