Wie lange kann man da noch von Volks-Sport sprechen? Skifahren wird in Zeiten des Klimawandels immer problematischer und in Zeiten hoher Inflation zum Luxus.
Im Vergleich zum Dreijahresschnitt der Vor-Coronazeit ist die Zahl der Ski-Gäste im Winter 2022/23 um 7 Prozent zurückgegangen. Die Zahl von deutschen Gästen ist sogar um 20 Prozent eingebrochen, aber auch die Österreicherinnen und Österreicher fahren im Vergleich zur Saison 2018/19 weniger Ski, so eine Studie des Marktforschers Manova.
Auch die Übernachtungszahlen gehen zurück
"Wenig Schnee ist einer der Hauptgründe neben finanziellen Gründen und zu hohen Preissteigerungen", sagteManova-Geschäftsführer Klaus Grabler . Auch die Nächtigungen in den Bergregionen waren im Dreijahresschnitt rückläufig.
Ski-Nation? 12 % werden weniger Skifahren
Für die nächsten zwei bis drei Jahre sei die Stimmung überwiegend positiv, wenngleich 12 Prozent von rund 1.000 Befragten weniger Wintersporturlaube als bisher machen wollen. In zehn Jahren rechnet jedoch bereits mehr als ein Fünftel der Befragten damit, wahrscheinlich oder sicher keinen Wintersporturlaub mehr zu machen. "Absolut sicher" gaben sich nur 14 Prozent der Befragten über die Zukunft von Wintersport. Der Rest glaubt, "wahrscheinlich" Winterurlaub zu machen oder zeigte sich noch "unentschlossen".
"Das ist nicht nachvollziehbar"
Seilbahn-Obmann Franz Hörl ist da deutlich optimistischer: "Diese Prognosen, dass es in zehn Jahren keinen Schnee mehr gibt, sind nicht nachvollziehbar. Das ist Voodoo-Lesen." Auch Robert Seeber, Obmann der Bundessparte Tourismus- und Freizeitwirtschaft, ist zuversichtlich: "Skifahren wird es immer geben. Sollte es einen Rückgang der Schneesituation geben, muss es Komplementärangebote geben." In fast vier von zehn Fällen gebe es eine Begleitung, die wenig oder gar nicht Ski fährt. Für sie müsse es vielfältige Angebote zum Wellnessen, Wandern, Rodeln oder Shoppen geben.
50 Millionen Ski-Gäste
Hörl zeigte sich mit der vergangenen Wintersaison zufrieden, aber es sei keine Spitzensaison gewesen. Bei den Gäste-Zahlen sei man mit rund 50 Millionen noch um 5 Millionen unter dem Jahr vor der Coronakrise gelegen, räumte der Tourismusvertreter ein. "Die ganze Branche hat den Anschluss an 2019 noch nicht geschafft."
Tageskarten ab 45 Euro
Bei Fragen nach der moralischen Vertretbarkeit des Skifahrens angesichts des Klimawandels verweist Hörl auf den gesamtwirtschaftlich gesehen niedrigen Energieverbrauch der Seilbahnwirtschaft. Es gebe Bemühungen, Photovoltaik auszubauen, Elektrobusse einzusetzen oder die Anreise per Bahn zu forcieren, so Hörl. Auch die Kritik an zu hohen Preisen für die Liftkarte sieht Hörl differenzierter. Über 70 Euro pro Tag bezahle man nur in Prämiumskigebieten, es gebe aber auch viele kleinere Gebiete, wo die Tageskarte 45 Euro koste.