Die italienische Verbund-Beteiligung Sorgenia zeigt Interesse an den Plänen der Regierung Berlusconi zum Wiedereinstieg des Landes in die Nutzung der Atomenergie. "Sollte es eine Rückkehr zur Atomenergie in Italien geben, wird Sorgenia eine Rolle spielen", sagte Sorgenia-Präsident Rodolfo De Benedetti im Interview mit der französischen Zeitung "Les Echos".
De Benedetti bestritt jedoch, dass mit dem Bau von Atommeilern die Strompreise in Italien sinken könnten, wie die Regierung Berlusconi behauptet. "Ich bin damit nicht einverstanden. Die Kosten der EPR-Reaktoren sind höher als man ursprünglich gedacht hatte", meinte De Benedetti. Der Verbund hält einen 45-prozentigen Anteil an der Sorgenia, der Rest steht unter Kontrolle der Mailänder Industrieholding CIR. Sie steht mehrheitlich im Besitz der Unternehmerfamilie De Benedetti.
Die Regierung Berlusconi verabschiedete vergangene Woche ein Dekret mit den Kriterien, nach denen die Standorte für die neuen Atomkraftwerke in Italien ausgewählt werden sollen. Nach Angaben des italienischen Industrieministers Claudio Scajola ist der Spatenstich für den Bau des ersten Atommeilers im Jahr 2013 vorgesehen. Das erste Atomkraftwerk soll bis 2020 in Betrieb genommen werden.
Italien ist neben Österreich eines der wenigen europäischen Länder, das bisher der Atomkraft abgeschworen hat. 1987, ein Jahr nach dem Reaktorunfall von Tschernobyl, lehnten die Italiener in einer Volksabstimmung die Nuklearenergie im eigenen Land ab. Drei Atomkraftwerke mussten abgeschaltet werden, ein viertes ging nicht mehr ans Netz. Doch seit langem schon drängt die italienische Atomlobby zum Bau neuer Atomkraftwerke - und die Regierung Berlusconi tritt ebenfalls offen dafür ein.