Der Euro kletterte über 1,50 Dollar - so hart war der Euro zuletzt im Sommer 2008 am Höhepunkt der Finanzkrise gewesen.
Doch auch gegenüber anderen wichtigen Währungen wie dem britischen Pfund und dem chinesischen Yuan ist der Euro stark. Nun sorgt sich die Wirtschaft.
Exporte werden teurer
Was Verbraucher und Urlauber freut, kommt für die exportorientierten Firmen ungelegen. Ausgerechnet jetzt, wo die Konjunktur in der Krise steckt und der anziehende Export erste Hoffnungen auf einen Aufschwung nährt, belastet der Euro die Verkäufe ins Ausland, weil er Waren im Dollar-Raum verteuert. "Die Euro-Stärke macht uns gewisse Probleme", sagt der Präsident des Außenhandelsverbandes BGA, Anton Börner. Bisher gebe es aber noch keine großen Schwierigkeiten.
Zwar war der Euro im Juli 2008 schon einmal teurer. Knapp 1,60 Dollar kostete er da, weil der Dollar unter der Finanzkrise - die damals noch auf Amerika begrenzt schien - litt. Doch diesmal ist die Schnelligkeit der Aufwertung immens, seit März hat der Euro zum Dollar um gut 20 % aufgewertet.
Da stellt sich die Frage, ob Europa die ungewünschte Aufwertung politisch verhindern kann. Die Antwort ist ernüchternd. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet und der Chef der Euro-Finanzminister, Jean-Claude Juncker, haben erste Versuche gemacht. Trichet warnte vor "exzessiven Wechselkursschwankungen" - eine Standardformulierung, die die Märkte nicht weiter beeindruckte. "Da nicht anzunehmen ist, dass seinen Worten auch nur irgendwelche Taten folgen, wirken seine Kommentare hilflos", schreiben die Währungsanalysten der Commerzbank.
Nur die Fed kann den Dollar-Verfall stoppen
Nur die US-Notenbank Fed kann nach Expertenansicht den Verfall des Dollar stoppen. Denn die Stärke des Euro ist eine Schwäche des Dollar - und die steht für die Schwäche der Supermacht Amerika. Die Schulden explodieren, die expansive Geldpolitik und Finanzspritzen für die Banken schüren die Furcht vor Inflation.
"Das Risiko einer Weichwährung schwebt wie ein Damoklesschwert über Amerika", sagt die Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba), Gertrud Traud. Die Angst zeigt sich auch am Goldpreis, der Rekorde von über 1.050 Dollar erreicht. "Die Fed muss bald ein Signal geben, dass sie ihre expansive Geldpolitik zurückfährt", sagt Traud. Solange werde der Dollar weiter schwächeln.
Nach wie vor hält die US-Notenbank wegen der Krise die Zinsen auf einem historischen Tief von nahezu null %. Dagegen hat die EZB die Zinsen nur auf ein % gesenkt - die Zinsspanne macht Anlagen in Euro attraktiver und stärkt die Gemeinschaftswährung. "Zudem lasten auch sogenannte Carry-Trades auf dem Dollar", sagt Christian Melzer von der DekaBank. Bei diesen Zinsspekulationsgeschäften verschulden Anleger sich wegen der niedrigen Zinsen in Dollar und legen das Geld in anderen, höher verzinsten Währungen an.
Politisch mischen vor allem die Chinesen mit. Der Euro ist gegenüber dem Yuan zu teuer, weil Peking seine Währung seit der Finanzkrise 2008 wieder an den Dollar gekoppelt hat und eine Aufwertung verhindert. Auf diese Weise bleiben chinesische Produkte im Export nach Europa und Amerika günstig - doch Unternehmen aus Europa werden behindert. Trichet und Juncker reisen deshalb zum Jahresende zu Verhandlungen nach China.
Trotz aller Schwäche wird der Dollar aber in den nächsten Jahren die Leitwährung bleiben - auch wenn die Chinesen dagegen reden. Die Notenbanken legen immer noch zwei Drittel ihrer Währungsreserven in Dollar an. Allerdings gewinnen der Euro und der Yuan als Alternativen an Bedeutung.
Zumindest die heimischen Verbraucher und Urlauber können sich freuen. Das Reisen in die USA ist deutlich preiswerter geworden. Auch wer zu Hause bleibt, spart als Konsument Geld, weil der Wechselkurs-Effekt den Anstieg der Ölpreise dämpft, die erstmals seit einem Jahr wieder über 80 Dollar je Barrel liegen. Da Öl und Gas in Dollar abgerechnet wird, gibt der in Euro zahlende Konsument an der Tankstelle und beim Heizöl weniger Geld aus. Die Deutschen haben dann mehr Geld für den Konsum übrig.