Gewerkschaft Verdi fordert "existenzsichernde Tarifverträge" für Mitarbeiter.
Mit Streiks an vier deutschen Standorten des US-Versandhändlers Amazon setzt die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi am Montag und Dienstag ihren Kampf für eine Tarifbindung der Mitarbeiter fort. Wie Verdi am Sonntagabend mitteilte, waren die Beschäftigten an den Amazon-Standorten Leipzig und Bad Hersfeld sowie in Graben bei Augsburg und im nordrhein-westfälischen Rheinberg zur Arbeitsniederlegung aufgerufen.
Demnach begannen die Streiks am Montag mit der Nachtschicht in den zwei Verteilzentren von Amazon im hessischen Bad Hersfeld. In Leizipig, Graben und Rheinberg schließen sich die Beschäftigten demnach mit der Frühschicht dem Ausstand an. Der Streik soll bis Dienstag zum Ende der Nachtschicht dauern.
"Amazon weigert sich weiterhin, das in Deutschland gesetzlich garantierte Recht der Beschäftigten auf einen Tarifvertrag anzuerkennen", erklärte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. "Die Beschäftigten aber lassen in ihrem Druck nicht nach. Sie haben einen langen Atem und kämpfen dafür, dass man ihrer Arbeit mit Respekt begegnet."
In Graben hatte Amazon in diesen Tagen Lohnerhöhungen zwischen 2,1 und 3 Prozent angekündigt. "Die Gegenwehr der Beschäftigten zeigt ihre Wirkung", erklärte Nutzenberger. "Amazon steht unter Druck. Wir werden aber nicht hinnehmen, dass das Unternehmen willkürlich die Löhne diktiert. Nur ein Tarifvertrag garantiert den Beschäftigten existenzsichernde Einkommen und Arbeitsbedingungen."
Verdi-Verhandlungsführer Bernhard Schiederig erklärte, inzwischen beteilige sich die Hälfte der acht Standorte an dem Arbeitskampf, die Anzahl der Streikenden habe sich deutlich erhöht. "Wir stellen uns auf einen heißen Herbst ein", fügte er hinzu.
Amazon betreibt in Deutschland neun Versandzentren an acht Standorten. Beschäftigte klagen laut Verdi über die hohe Anzahl von Befristungen, extremen Leistungsdruck und unzureichende Arbeits- und Pausenregelungen. Die Amazon-Mitarbeiter bekommen der Gewerkschaft zufolge zum Teil mehrere hundert Euro weniger Lohn als nach Tarif bezahlte Angestellte im Einzel- und Versandhandel. Im vergangenen Jahr hatten Hunderte Amazon-Beschäftigte im Weihnachtsgeschäft ihre Arbeit niedergelegt, auch in diesem Jahr gab es bereits Streiks an mehreren Standorten.