Die hohe Inflation führt dazu, dass die Österreicher weniger Lebensmittel einkaufen. Aktionspreise werden immer wichtiger, ebenso greifen die Menschen verstärkt zu den günstigeren Eigenmarken der Handelsketten. Aber Bio-Produkte boomen weiter.
Angesichts der extremen Teuerung haben die Österreicher ihre Prioritäten beim Lebensmittel-Einkauf verlagert. Es wird weniger eingekauft - die Einkaufsmengen der heimischen der heimischen Haushalte sanken im 1. Halbjahr 2023 um 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr und liegen damit erstmals sogar leicht unter dem Niveau vor Beginn der Corona-Pandemie 2019. Der Preis für den Warenkorb lag im 2. Quartal um 11,3 Prozent über dem Vorjahreszeitraum, wie aus der aktuellen Analyse der Agrarmarkt Austria (RollAMA) hervorgeht.
Die Preise für Frischwaren legten im Jahresabstand um rund 10 Prozent zu. Die höchsten Preisanstiege gab es bei Käse (20 Prozent), bei Trinkmilch, Joghurt, Obers, Topfen (+14,6 Prozent) und bei Fruchtjoghurt, Milchmischgetränken und Desserts (+12,6 Prozent). Der Butterpreis stieg hingegen lediglich um 1,2 Prozent, Frischobst verteuerte sich um 3,8 Prozent. Die Preise für Fleisch und Geflügel stiegen um 7,9 Prozent, für Wurst & Schinken um 10,6 Prozent.
Aktionspreise sind für 58 % Kaufkriterium
Trotz der Teuerungen sind Frische (83 Prozent) und Qualität (65 Prozent) wesentliche Kriterien beim Einkauf, wenngleich Aktionen immer häufiger in den Vordergrund rücken und für 58 Prozent ein wesentliches Kriterium darstellen. Wobei Aktionen gefragter seien als dauerhaft niedrige Preise, sagten die AMA-Experten. In ihrem tatsächlichen Einkaufsverhalten seien Preise und Aktionen mittlerweile sogar wichtiger als Qualität. Dies treffe vor allem auf Mehrpersonen-Haushalte zu.
Wobei der Stellenwert der Qualität von den Produktgruppen abhängt: Bei Eiern, Obst und Gemüse sowie Fleisch wurde laut der RollAMA Qualität ein höherer Stellenwert beigemessen. Aber auch Regionalität war für knapp 60 Prozent der Befragten ein wichtiger Trend, erklärte die Food-Trend-Expertin Hanni Rützle.
Teuerung bei Bio-Produkten weniger hoch
Bio-Produkte bleiben jedenfalls stark gefragt. Der Bio-Anteil stieg vor allem bei Obst und Gemüse. Da die Preise für Bio-Lebensmittel im Jahresabstand mit 12 Prozent weniger angehoben wurden als für herkömmliche Produkte (+14 Prozent), reduzierte sich der Aufpreis für Bio-Produkte. Die Frischwarenumsätze von Bio-Produkten betrugen im Lebensmitteleinzelhandel laut dem Haushaltspanel im ersten Halbjahr 2023 rund 460 Mio. Euro. Dies entspricht einem Zuwachs von 6 Prozent. Allerdings reduzierte sich die Menge der eingekauften Bio-Produkte um ebenfalls 6 Prozent im Vergleich zur Vorjahresperiode.
Jeder dritte Euro für Sonderangebote
Als Reaktion auf die steigenden Preise forciert der Lebensmittelhandel seine Eigenmarken und setzt verstärkt auf Aktionen. Der Handelsmarkenanteil (exklusive Fleisch, Obst, Gemüse und Kartoffeln sowie Bedienungsware) lag bei 65 Prozent. Fast jeder dritte Euro floss demnach in Aktionsware. Bei Butter und Fleisch entfielen laut der RollAMA sogar über 40 Prozent auf Aktionsware.
"Während die Corona-Krise im Grunde zu einer Steigerung der Wertschätzung von Lebensmitteln geführt hat, lenkte die Inflation den Fokus wieder stärker auf Preise und Aktionen", sagte AMA-Marketing-Geschäftsführerin Christina Mutenthaler-Sipek.
Supermärkte und Diskonter gewinnen
Verschiebungen gab es auch bei der Vertriebsschiene: Diskonter und Supermärkte erhöhten ihre Marktanteile auf 29,7 bzw. 45,3 Prozent. Verbrauchermärkte und sonstiger Einkaufsquellen wie Direktvermarkter verloren hingegen an Attraktivität.