Der Tirol Milch-Obmann Hans Schweiger sprach von von "Gefahr im Verzug". Benker hatte eigentlich einen Vertrag bis 2012.
Die geplante Fusion zwischen der "Tirol Milch" und der oberösterreichischen "Berglandmilch" sorgt für Turbulenzen in Tirol. Am Dienstag wurde der erst im August des Vorjahres als Sanierer von "Müller-Milch" geholte Carl-Albrecht Benker offenbar beurlaubt, berichtete "TT-Online" am späten Nachmittag. Benker hatte sich zuvor kritisch gegenüber der Fusion geäußert. Bei Tirol-Milch war zunächst niemand für eine Stellungnahme erreichbar.
"Gefahr in Verzug"
Gegenüber dem Online-Dienst sprach Tirol Milch-Obmann Hans Schweiger von "Gefahr im Verzug". Benker hatte eigentlich einen Vertrag bis 2012.
Die Obleute der Tiroler Jungbauernschaft hatten bereits in der vergangenen Woche eine genaue Prüfung aller offenen Fragen verlangt, bevor eine Entscheidung getroffen werde. Man wollen nicht zusehen, wie eine überstürzte Entscheidung getroffen werde. Mit einem Zusammenschluss werde beispielsweise das Mitsprache- und Entscheidungsrecht eingeschränkt. Die Tiroler Jungbauernschaft habe sich in den vergangenen Jahren immer wieder für Regionalität und den Konsum heimischer Produkte eingesetzt.
Benker hatte von "großen Schritten auf dem richtigen Weg" gesprochen. Die Zahlen lägen über Plan, der Milchpreis wird demnächst voraussichtlich erneut angehoben. "Die Tirol Milch könnte auch alleine bestehen", hatte er gemeint.
Schweiger wirbt für Fusion
Obmann Schweiger hatte kurz vor Bekanntwerden der Benker-Beurlaubung am Dienstagnachmittag noch für die Fusion geworben. Im ganzen Land fänden Informationsveranstaltungen für die rund 4.000 Tirol Milch-Lieferanten zur geplanten Fusion zwischen Tirol Milch statt. Die Resonanz sei "überwiegend positiv", hatte er erklärt. Die Eigentümervertreter der genossenschaftlich organisierten Tirol Milch würden sich "für den gemeinschaftlichen, sichereren Weg zusammen mit einem starken, österreichischen Partner, der Berglandmilch" aussprechen. Die Überraschung über die geplante Fusion und auch die Ängste der Bevölkerung, der Bauern und Mitarbeiter seien "verständlich", denn Tirol Milch habe sich die letzten Monate sehr gut entwickelt. Die Zahlen seien gut, die Umsätze stabil. Tirol Milch stehe als Unternehmen da, das sich vom Sturm am Milchmarkt erholt hat und auch mit dem Erzeugerpreis wieder nachziehe, versicherte Schweiger. Dennoch wolle man sich für alle möglichen Zukunftsszenarien vorbereiten, hieß es in der von Schweiger verbreiteten Erklärung.
Gemeinsam mit der Tirol Milch würde die Berglandmilch künftig knapp 1,2 Mrd. Liter Milch verarbeiten. Das wären fast 45 Prozent der gesamten heimischen Milchmenge. Geliefert würde sie von rund 16.000 Bauern. Der Umsatz käme auf knapp 750 Mio. Euro. Erst im Vorjahr hat Österreichs größte Molkerei die Welser Landfrisch-Molkerei übernommen.
Tirol Milch und die Millionenverluste
Die Tirol Milch schrieb zuletzt Millionenverluste. Aufgrund der vielen Bergbauern habe die Milchanlieferung stets stark geschwankt, was zu Ertragsproblemen führte. Wegen des hohen Anteils an Rohmilchexporten wurde die Molkerei extrem von den Preisrückgängen auf den internationalen Märkten getroffen. 2008 stand in der Bilanz ein Minus von 5,15 Mio. Euro, im Vorjahr lag das Plus bei 352.000 Euro. Die Reduzierung des Netto-Umsatzes auf 136,2 Mio. (2008: 153,9 Mio.) war vor allem auf die Bereinigung des Sortiments und den Verfall des Milchpreises auf den europäischen Märkten zurückzuführen. Im vergangenen Jahr wurden von knapp 4.000 anliefernden Bauern 217 Mio. kg Milch übernommen.
Die Berglandmilch ist Österreichs größte Molkerei mit Sitz in Wels. Sie hatte 2009 inklusive der Mitte des Jahres übernommenen Landfrisch Molkerei einen Gesamtumsatz von 610 Mio. Euro. Die Ausfuhrquote liegt bei 40 Prozent. Gemeinsam wurden im Vorjahr 940 Mio. kg von mehr als 12.000 Lieferanten verarbeitet, das entspricht einem Drittel der österreichischen Anlieferung. Die Zahl der Mitarbeiter (inklusive Landfrisch) lag zuletzt bei rund 1.000. Zu den bekanntesten Marken der Berglandmilch zählen Schärdinger, Desserta, Jogurella und Berghof.
In Österreich gibt es noch 92 Molkereiunternehmen mit 112 Betriebsstätten.