Deutschlands größter Reisekonzern will bis 2014 auf 800 eigene Reisebüros kommen. Das Budget dafür betrage 100 Mio. Euro, so einer der Insider. Die TUI-Tochterfirma TUI Travel, in der das Reiseveranstaltergeschäft gebündelt ist, habe das Geld bereits bewilligt. TUI und TUI Travel lehnten Stellungnahmen ab.
Um die finanziellen Belastungen durch seine angeschlagene Reederei-Beteiligung Hapag-Lloyd abzufedern, hat TUI mehrere Maßnahmen eingeleitet. Mit einer 250 Mio. Euro schweren Wandelanleihe verschafft sich der Konzern ebenso Luft wie durch die vorzeitige Rückzahlung eines Gesellschafterdarlehens von TUI Travel an den Mutterkonzern.
Zudem hat TUI den Verkauf von als nicht mehr strategisch empfundenen Beteiligungen angekündigt. "Die Trennung von Grundstücken für einen zweistelligen Millionenbetrag steht unmittelbar bevor", sagte eine mit der Situation vertraute Person.
TUI-Deutschland-Chef Volker Böttcher bestätigte die geplante Expansion in der immer noch wichtigsten Verkaufsschiene Reisebüros. "Wir wollen unser Vertriebsnetz durch Zukäufe von Filialen verstärken", sagt er. Auch der Verkauf über das Internet soll ausgebaut werden. Bei Kunden will TUI verstärkt mit exklusiven und luxuriösen Angeboten punkten. So kommen im Sommerprogramm 11.000 ausschließlich über TUI buchbare Betten hinzu. Insgesamt hat der Konzern 190.000 Betten im Portfolio.
Wie die Konkurrenten senkt auch TUI Deutschland seine Preise in der kommenden Sommersaison. Klassische Badeurlaube rund um das Mittelmeer will TUI um 5 % billiger anbieten, Fernreisen um 6 %. Verfolger Rewe und Thomas Cook hatten ähnliche Abschläge in Aussicht gestellt. "Ich rechne nicht mit einem Preiskampf in 2010", stellte Böttcher klar. Die Preissenkungen gingen nicht zulasten der Rendite, sondern seien auf niedrigere Einkaufspreise zurückzuführen.
Mehr "risikofreie Kapazitäten"
Angesichts der Wirtschaftskrise rechnet Böttcher für die Branche 2010 mit "Stagnation bis leichtem Wachstum". Die fest gebuchten Flugplätze bei der konzerneigenen Gesellschaft TUIfly hält das Unternehmen auf Vorjahresniveau. Allerdings sollen mehr der teureren "risikofreien Kapazitäten" - solche ohne Abnahmeverpflichtung - bestellt werden. Damit will das Unternehmen gegebenenfalls von einer kurzfristig ansteigenden Nachfrage profitieren.
Im Herbst hatten Reisebüros einen unerwarteten Ansturm von Spätbuchern erlebt. "Soweit sich der Arbeitsmarkt stabil entwickelt, werden wir unsere Wachstumsziele erreichen", sagte Böttcher mit Blick auf die mittelfristig erwarteten "erheblichen" Umsatzsteigerungen. Was sich TUI Deutschland vorgenommen hat, erklärte er allerdings nicht.
Trotz eines Rückgangs der Gästezahlen um zehn Prozent habe TUI Deutschland seine Ziele im abgelaufenen Geschäftsjahr 2008/09 erreicht. Für die angelaufene Saison lagen die Buchungszahlen per Ende September zwar 22 % unter dem Vorjahr. Zuletzt seien aber deutliche Aufholtendenzen bemerkbar gewesen.