Wenige Tage vor der Bilanzvorlage steht Marijn Dekkers beim deutschen Chemie- und Pharmariesen Bayer vor dem Vollzug seiner größten Übernahme als Vorstandschef: Mit dem Erwerb des norwegischen Krebsmittelspezialisten Algeta für 2,1 Mrd. Euro zapft Bayer im Pharmageschäft bald neue, lukrative Geldquellen an.
Dass Bayer solche Summen für ein Unternehmen mit gerade einmal 180 Mitarbeitern und einem Umsatz von rund 75 Millionen Euro (2013) auf den Tisch blättert, klingt auf den ersten Blick unvernünftig. Denn der Übernahmepreis beträgt ungefähr das Dreißigfache des Umsatzes.
Bei der Entwicklung und Vermarktung des Krebsmedikaments Xofigo arbeiteten Bayer und Algeta allerdings schon seit 2009 zusammen, ein Mittel zur Behandlung von Prostatakrebs mit begleitenden Knochenmetastasen. In Fachkreisen wird es als "Alpha-Pharmazeutikum" bezeichnet, das in den Körper injiziert wird und von innen die Krebszellen mit radioaktiver Alphastrahlung bekämpft.
Mitte vergangenen Jahres wurde Xofigo in den USA und wenige Monate später auch in der EU zugelassen. Das Medikament ist ein Hoffnungsträger im Bayer-Konzern und es gehört zu den fünf Top-Pharmaprodukten, deren Zulassung die Leverkusener erst in jüngster Vergangenheit erhalten hat. Für alle fünf zusammen erwartet das Unternehmen ein Umsatzpotenzial von 5,5 Mrd. Euro jährlich.