Der Italiener will einen Teil seiner Millionen-Abfindung spenden.
UniCredit-Konzernchef Alessandro Profumo ist zurückgetreten. Noch bevor sein bisheriger Arbeitgeber nach vierstündiger Aufsichtsratssitzung sein Kommunique fertig hatte, bestätigte die Ehefrau des Bankiers, Sabina Ratti, die Demission ihres Mannes. Bis zum späten Abend hat Profumo in einer Mailänder Kanzlei mit seinen Topanwälten an Details zur Vertragsauflösung gefeilt. Es geht um eine Abfindung von 40 Mio. Euro. Einen Teil, angeblich zwei Millionen Euro, will er spenden.
Alexander der Große
Seit Montagabend stand die Demission im Raum. An der Börse kam am Dienstag der sich abzeichnende Abschied des angesehenen Bankers nicht gut an. Der UniCredit-Kurs sackte ab. Gefürchtet wird eine längere Unsicherheit über die künftige Führungsstruktur. Denn Profumo, der sich als politikfern und machtbewusst gab, galt als "berechenbar". Selbst für die Gewerkschaften, die mit ihm wegen Sparmaßnahmen im Clinch lagen.
Profumo - Spottname: Alexander der Große - hat aus einer guten Handvoll mittlerer norditalienischer Sparkassen einen Europa-Bankkonzern mit mehr als 160.000 Beschäftigten geschmiedet. Die damit verbundenen Fusionen und Entlassungen haben an vielen Stellen Wunden hinterlassen, sagen Insider. Sein autoritärer Führungsstil wurde jetzt offen angekreidet, neben Unmut über den Aufstieg staatlicher Investoren aus Libyen ist auch von Intrigen im Konzern die Rede.
"Kein Weltuntergang"
Profumos Ehefrau bestätigte am Abend, dass die Familie in den vergangenen Stunden starkem Stress ausgesetzt gewesen sei. Es sei dies aber "kein Weltuntergang", sagte die Gefährtin des Bankers. Es gebe ja nicht nur UniCredit. Zuvor hatte sich Alessandro Profumo selber intern schon bitter geklagt, praktisch aus dem Amt gejagt zu werden. In Finanzkreisen herrschte ebenfalls Kopfschütteln über die Art der Trennung vom dienstältesten Bankchef Europas.
Die Mailänder Bank hatte Profumo laut ANSA ein Ultimatum bis Mitternacht gestellt, um eine einvernehmliche Vertragsauflösung anzunehmen. Davor hatte der Aufsichtsrat seinem Vorstandschef das Vertrauen entzogen. Profumo ist derzeit auch noch Aufsichtsratspräsident der Wiener UniCredit-Tochter Bank Austria.
Monatelanger Machtkampf
Es wurde erwartet, dass die italienische Bank Austria-Mutter den deutschen Aufsichtsratschef Dieter Rampl unmittelbar damit beauftragte, übergangsweise die Geschäfte der Bank zu leiten, sagte ein Regierungsvertreter in Rom am Nachmittag. Dies hätten einflussreiche Aktionäre und Rampl bereits bei einem Treffen am Sonntag entschieden.
Profumo lieferte sich seit Monaten einen Machtkampf mit einflussreichen italienischen Aktionären. Sie warfen ihm vor, einzelne Anteilseigner schwächen zu wollen. Unmittelbar eskaliert war die Führungskrise im Konzern an einer umstrittenen Beteiligungsaufstockung durch libysche Staatsfonds, die zusammen mit der Notenbank aus Tripolis 7,6 Prozent halten. Die Lega Nord sprach sogar von der Gefahr einer Übernahme durch die libyschen Investoren.
Rampl übernimmt
Der 53-jährige Top-Manager aus Genua hat aus einem regional tätigen Geldhaus einen europäische Branchenriesen geformt. Durch Übernahmen wie die der HypoVereinsbank/Bank Austria vor genau fünf Jahren schufen sich die Italiener insbesondere in den damaligen Boommärkten in Osteuropa eine starke Position. Nach Einschätzung von Analysten trifft ein Rückzug Profumos UniCredit hart. Zwar seien nicht alle seine Deals besonders toll gewesen, aber er hinterlasse jetzt eine große Lücke, bis sich jemand finde, der es an Kompetenz mit Profumo aufnehmen werde.
Vorübergehend wird Aufsichtsratschef Rampl - einst Chef der deutschen HypoVereinsbank - die Geschäfte leiten. In drei Wochen will man mit einer nachhaltigen Nachfolgersuche weiter sein. Als einer der möglichen Nachfolger wurde am Dienstag bereits Federico Ghizzoni gehandelt, derzeit Vizechef der Bank Austria und im gesamten Konzern für die von Wien aus gesteuerten Osteuropaaktivitäten zuständig. Wer Profumo an der Aufsichtsratsspitze der Bank Austria folgt, war heute noch nicht bekannt.