Bilanz 2010

UNIQA verdiente mehr als angenommen

28.01.2011

Stärkste Zuwächse gab es bei Lebensversicherungen und im internationalen Geschäft.

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Der UNIQA-Versicherungskonzern hat im vergangenen Jahr noch etwas besser verdient als zuletzt angenommen. 2010 werde der Konzerngewinn vor Steuern voraussichtlich auf 135 bis 140 Mio. Euro gestiegen sein, gab die UNIQA am Freitag bekannt. Im Herbst war man noch von 120 bis 135 Mio. Euro ausgegangen, die Erste-Group-Analysten erwarteten zuletzt sogar 142 Mio. Euro. Die endgültigen Zahlen werden Ende April vorgelegt. 2009 hatte das EGT bei 82 Mio. Euro gelegen. Die Prämieneinnahmen steigerte der Konzern im Vorjahr um 8,4 Prozent auf 6,219 Mrd. Euro. Wachstumstreiber war dabei das internationale Geschäft mit mehr als 20 Prozent Zuwachs.

Lebensversicherungen: Plus von 12,9 %
Nach Sparten wurde das stärkste Plus bei den Einnahmen mit 12,9 Prozent auf 2,659 Mrd. Euro in der Lebensversicherung erzielt. In Schaden/Unfall erreichte die Gruppe Zuwächse von 5,9 Prozent auf 2,587 Mrd. Euro. Die Krankenversicherung nahm nach vorläufigen Angaben mit 973 Mio. Euro um 3,8 Prozent mehr ein.

Die österreichischen UNIQA-Gesellschaften erzielten im Vorjahr bei den laufenden Prämien ein Plus von 3,3 Prozent. Samt Einmalerlägen stiegen die gesamten verrechneten Prämien um 2,0 Prozent auf 3,830 Mrd. Euro. In Leben wurde in Österreich ein Plus von 1,1 Prozent auf 1,677 Mrd. Euro erzielt. Dabei sei es gelungen, die Rückgänge bei den klassischen Einmalerlägen durch einen starken Zuwachs der laufenden Prämien von 4,4 Prozent mehr als auszugleichen. In Schaden/Unfall legte man über dem Markttrend um 2,9 Prozent auf 1,362 Mrd. Euro zu, und in der Krankensparte nahm die UNIQA als Marktführer mit 791 Mio. Euro um 2,3 Prozent mehr ein.

Kräftige Zuwächse in Westeuropa
Besonders kräftig wuchs die UNIQA im Vorjahr in Westeuropa, wo die verrechneten Prämien um 31,5 Prozent auf 1,092 Mrd. Euro anstiegen. Zum Anstieg der Einnahmen in Leben in dieser Region um 82,2 Prozent auf 526 Mio. Euro habe vor allem die außergewöhnliche Nachfragesituation in Italien und die verstärkte Vertriebskooperation mit der Veneto Banca beigetragen. In Schaden/Unfall nahm man in Westeuropa mit 402 Mio. Euro um 2,7 Prozent mehr ein, in der Krankenversicherung betrug der Anstieg 9,2 Prozent auf 163 Mio. Euro.

In Ost- und Südosteuropa steigerte UNIQA die verrechneten Prämien um 12,7 Prozent auf 1,297 Mrd. Euro. Dabei sei man - mit Ausnahme Rumäniens - überall gewachsen, großteils zweistellig. In Rumänien gingen die Einnahmen im Zuge einer Portfoliobereinigung und Neustrukturierung zurück. In Schaden/Unfall nahm man in Ost- und Südosteuropa 823 Mio. Euro ein, ein Plus von 13,0 Prozent. Die Lebensversicherung wies 11,6 Prozent Wachstum auf 456 Mio. Euro auf, die Krankenversicherung steigerte die Prämien um 28,0 Prozent auf 18 Mio. Euro.

Akquisitionen ab Jahresmitte 2011 denkbar
Ab der Jahresmitte 2011 wird die UNIQA wieder an mögliche Zukäufe zur Expansion im Ausland denken können, sagte der Chef des Versicherungskonzerns, Konstantin Klien, am Freitag. Zunächst müssten alle Versicherungen im Frühjahr die konkreten Eigenkapitalerfordernisse aufgrund von "Solvency II" errechnen, "dann werden wir strategisch entscheiden, wie viel Potenzial da ist, um uns in bestimmten Märkten zu verstärken".

Im März werde die EU-Kommission in Brüssel die Ergebnisse der Fünften Quantitativen Auswirkungsstudie (QIS 5) zu "Solvency II" bekanntgeben. Auf dieser Basis lasse sich dann abschätzen, welches Ausmaß an Eigenkapital beim Erwerb bestimmter Sparten auf bestimmten Märkten nötig sei. Das hänge dann von der jeweiligen Produktzusammensetzung einer zu kaufenden Gesellschaft ab, so Klien.

Definitiv feststehen werde das Eigenkapitalerfordernis erst zu Ende des zweiten Quartals. Deshalb könnte es im zweiten Halbjahr bei Assekuranzen Bewegung im Akquisitionsbereich geben. Ein verstärktes Interesse an solchen Zukäufen in Osteuropa könnte andererseits dann aber auch die Preise für Zielobjekte hochtreiben, vermutet Klien.

Wachstumschancen 2011: Lebens- und Autoversicherungen
Für den UNIQA-Konzern sieht Klien für 2011 die besten Wachstumschancen im Versicherungsgeschäft bei Fondspolizzen in der Sparte Leben, aber auch im Autobereich, der im Osten wieder anspringen sollte und dann auch mehr Kasko-Einnahmen bringt.

Fondspolizzen könnten vom guten Börsenklima profitieren, kombiniert werden könne klasssisches Fondssparen mit einer Vorsorge. Im Lebensgeschäft gegen laufende Prämie ist die UNIQA im Vorjahr in Österreich mit 4,4 Prozent über dem Marktdurchschnitt gewachsen.

Wirtschaftskrise schlug auf Kfz-Bereich
Im Kfz-Bereich spüre man nach wie vor noch die Auswirkungen der Wirtschaftskrise, die einen Trend zu leistungsschwächeren und damit billigeren Fahrzeugen ausgelöst hat. Allerdings habe sich dieser Effekt schon abgeschwächt, "die Durchschnittsprämien im Neugeschäft steigen wieder". Sobald sich die wirtschaftliche Zuversicht in Osteuropa verbessert, werde das dort stärker zusammengebrochene Neuwagenschäft wieder anspringen, hofft der UNIQA-Chef.

Höhe der Dividende noch nicht fix
Zum Dividenden-Vorschlag für 2010 will Klien vor der entscheidenden Aufsichtsratssitzung Ende März nichts sagen. Die UNIQA habe aber immer eine kontinuierliche Dividenpolitik verfolgt, auch während der Schwankungen in der Finanzkrise. Einzig 2007 nach dem Strabag/Deripaska-Deal habe man die Aktionäre an den außerordentlichen Erträgen mitpartiziperen lassen, erinnert Klien. Für 2009 hatte die UNIQA unverändert 0,40 Euro Dividende je Aktie ausgeschüttet. Aktuell notieren die UNIQA-Aktien mit 15,00 Euro, ein Plus von 1,39 Prozent gegenüber dem Vortag.

Ziffern zu den Abschreibungen der UNIQA im Vorjahr liegen laut Klien noch nicht vor, es fehlten etwa noch einige Auslandsgesellschaften. Im Akqusitionsbereich habe es überhaupt keine außerordentlichen Impairments gegeben. Und die Schwankungen des PIIGS-Exposure würden sich zunächst nur im Eigenkapital abspielen und erst im Falle der Realisierung in der Gewinn- und Verlustrechnung (G+V). Dies könnte ab 2013 ein Thema sein, wenn der jetzige Euro-Schutzschirm ausläuft. Im wesentlichen sei man hier von politischen Entscheidungen abhängig: "Das spielt sich fast alles innerhalb der EU ab. Die finanzierenden Institute sind zu drei Viertel die EU-Staaten, nur 25 Prozent kommen von außerhalb." In der UNIQA selbst stelle sich das ohnedies geringe PIIGS-Exposure jetzt Ende Jänner sogar etwas besser dar als Ende 2010, so Klien.

Klien räumt Sessel zur Jahresmitte
Zur Jahresmitte übergibt Klien seine Agenden als Vorstandschef an seinen Nachfolger Andreas Brandstetter, wie seit September feststeht.
 

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