Wirtschaftsflaute

AMS-Chef Kopf: Firmen halten ihre Mitarbeiter trotz Krise

02.01.2024

AMS-Chef Johannes Kopf erwartet heuer eine schwierige Lage am Arbeitsmarkt, insbesondere in der Industrie. Gleichzeitig werde aber auch der Arbeitskräftemangel bleiben.  

Zur Vollversion des Artikels
© GettyImages/BUSINESS-LIVE
Zur Vollversion des Artikels

Wenn die Konjunktur wieder anspringt, würde dies nicht gleich am Arbeitsmarkt sichtbar, da viele Firmen derzeit auch trotz Flaute den Beschäftigtenstand halten, um bei anziehenden Aufträgen wieder durchzustarten, sagt AMS-Chef Johannes Kopf.  

Der Chef des Arbeitsmarktservice ist gegen die Aufhebung der Saisonniers-Quoten, wie von der Tourismus- und Gastrobranche gefordert. Im Mittagsjournal sagte er, dass im Tourismus alle zwei Jahre 40 Prozent der Beschäftigten wo anders arbeiten würden, das sei eine Besonderheit. Und mehr als jeder zweite Mitarbeiter in der Branche habe eine ausländische Staatsbürgerschaft.

Zu den heute, Dienstag, präsentierten AMS-Zahlen der Arbeitsmarktstatistik 2023, oe24 berichtete,  gab es noch zahlreiche weitere Reaktionen: SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch sprach von einem "Alarmsignal, dass Österreichs Wirtschaft massiv schwächelt", dies sei kein Anlass für "Schönfärberei und Beschwichtigungen des Arbeits- und Wirtschaftsministers". "Die SPÖ fordert seit mittlerweile Jahren, dass die Teuerung durch preissenkende Maßnahmen eingedämmt wird," so Muchitsch.

In die gleiche Kerbe schlägt auch FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch: "Wer, wie Arbeitsminister Kocher, knapp 400.000 Arbeitslose versucht schönzureden, hat seinen Auftrag als Minister wohl nicht verstanden." Die Bevölkerung werde finanziell ausgeblutet während Großkonzerne, Spender und Klientel der Bundesregierung zu den Profiteuren und Nutznießern zählten.

NEOS-Sozialsprecher Gerald Loacker verwies darauf, dass es nach wie vor viel mehr offene Stellen als vor der Covid-Krise gebe. "Nicht zielführend und sogar kontraproduktiv ist die Ankündigung, Arbeitssuchenden in teuren AMS-Schulungen zusätzliches Geld zum AMS-Geld auszuzahlen und so eine rasche Arbeitsaufnahme unattraktiv zu machen", so Loacker.

AK-Präsidentin Renate Anderl forderte eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes auf 70 Prozent des Nettoeinkommens, eine Inflationsanpassung aller Leistungen bei Arbeitslosigkeit und eine Neuregelung der Berechnung. Weitere Herausforderungen sieht die AK-Präsidentin bei der Aktivierung der "stillen Reserve", arbeitsmarktpolitischen Initiativen zur Bewältigung der Klimakrise und der Integration von Langzeitarbeitslosen und jungen Menschen mit Behinderung.

ÖGB kritisiert "zu niedriges AMS-Geld"

Für den ÖGB ist die positive Arbeitsmarktentwicklung von 2022 und dem 1. Halbjahr 2023 nicht mehr gegeben. Bundesgeschäftsführerin Ingrid Reischl kritisierte, "dass die Betroffenen nach wie vor mit einem Arbeitslosengeld auskommen müssen, dass mit 55 Prozent Nettoersatzrate viel zu niedrig ist." Zudem wäre es gerade jetzt wichtig, Qualifikation einen noch höheren Stellenwert im AMS zu geben, sprich Qualifikation der Vermittlung gleichzusetzen.

WKÖ warnt vor den Folgen der "zu hohen Lohnabschlüsse"

Erwartungsgemäß andere Schwerpunkte kommen von der Wirtschaft. WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf warnte: "Die hohen Lohnabschlüsse machen es den Unternehmen immer schwerer, ihr Personal zu halten. Noch dazu, wo konjunkturell noch kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist." Er fordert daher eine Senkung der Lohnnebenkosten.

Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), meinte ebenfalls: "Man muss Betriebe und den Faktor Arbeit entlasten, damit Betriebe dies auch im neuen Jahr weiterhin können." Darüber hinaus spreche sich die Industrie dafür aus, jene, die nur wenige Stunden arbeiten, zur Mehrarbeit zu "animieren".
 

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel