Eine Austro-Bank hält den größten Brocken der heimischen Forderungen. Alfred Gusenbauer hat 130.000 Euro angemeldet, Joschka Fischer 90.000 Euro. Viele Signa-Gläubiger aus Fernost und Arabien.
Nachdem sich diese Woche die Hoffnung auf einen 100 Mio. Euro-Kredit des deutschen Milliardärs Klaus-Michael Kühne für die insolvente Signa des Tirolers Rene Benko zerschlagen hatte, präsentierte heute das "Ö1-Morgenjournal" die Anmeldungsverzeichnisse zu den Gläubiger-Ansprüchen. Laut KSV1870 würden 10 bis 20 Prozent der mehr als 15 Mrd. Euro, die als Forderungen angemeldet wurden, auf Österreich entfallen. Den Löwenanteil von gut 430 Mio. Euro müsste die RBI stemmen.
Bank Austria ebenso mit großen Signa-Krediten
Ebenfalls auf der Liste befindet sich die Bank Austria, insgesamt würden laut Berechnungen von "Ö1" 650 Mio. Euro bei den heimischen Kreditinstituten anfallen.
Heimische Banken durch Grundbuch-Einträge großteils geschützt
Wifo-Bankenexperte Thomas Url sagte Donnerstagfrüh im Radio dazu, dass für die heimischen Banken keine Gefahr droht, da sie sehr gut grundbücherlich abgesichert sind und vorrangig behandelt werden - also vor den anderen Gläubigern.
Anders gelagert sei dies bei den Versicherungen, die Anleihen gezeichnet haben - allerdings seien hier die Volumina so gering, dass er keine Auswirkungen auf die Branche befürchtet.
Promis fordert Geld
Auf der Gläubigerliste stehen auch prominente Namen, wie der des Ex-Bundeskanzlers Alfred Gusenbauer mit einer Forderung von 130.000 Euro und der deutsche Ex-Außenminister Joschka Fischer mit 90.000 Euro. Gerichtlich anerkannt wurden die Hälfte der 15 Milliarden-Forderung sämtlicher Gläubiger.
Gläubiger aus Thailand, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Deutschland, Schweiz, Italien, Luxemburg und Island
KSV-Experte Karl-Heinz Götze meinte am Donnerstag, hohe Forderungen würden von Gläubigern aus Thailand, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Deutschland, Schweiz, Italien und Luxemburg sowie Island kommen. Die Gläubigerstruktur bestehe hauptsächlich aus Banken, Versicherungen, Fonds und Garantien für Signa-Projekte und diverse kleinere Forderungen.
Baukran von Lamarr-Baustelle auf der Mahü entfernt
Nachdem Klaus-Michael Kühne aus der Liste der Kreditgeber herausgefallen ist kam mittlerweile ein britisch-amerikanischer Geldgeber ins Spiel, der bereit sei, für vier Jahre (plus ein Jahr optional) ein Darlehen von rund 100 Mio. Euro zur Verfügung zu stellen - für angeblich 15 bis 20 Prozent Zinsen. Der Abbau der Signa-Gruppe ist jedenfalls mittlerweile auch nach außen hin sichtbar geworden: Der Baukran, der seit Monaten auf der Lamarr-Baustelle in der Wiener Mariahilfer Straße stillgestanden war, wurde am Dienstag entfernt.
Wer kauft Signa-Immos?
Wie viel die Filetstücke aus dem Signa-Imperium wert sind, darüber wird kräftig spekuliert. Letztendlich bestimmt auch der künftige Verwendungszweck die Erlöse. So sagte Spar-Chef Hans K. Reisch vergangenen Freitag zur APA, dass die Liegenschaft für sein Unternehmen - obwohl es vor dem Verkauf an Benko Interesse daran hatte - nunmehr im Rohbau-Stadium bedingt geeignet sei. "Der Wert dieser Immobilie ist Grundstückspreis minus Abbruch", so der Chef des Salzburger Handelskonzerns.
Bis jetzt ist nicht klar, wer die Signa-Immos kaufen wird.