Wolfgang Peschorn, Präsident der Finanzprokuratur, erklärte bei Armin Wolf die Signa-Krise. Er sprach auch über die Verantwortung von Signa-Gründer René Benko und ob dieser reich bleibt.
Elf Milliarden Euro Schulden, aber 27 Milliarden Euro Immobilienvermögen. "Warum nicht die Häuser verkaufen, dann bleiben doch 16 Milliarden Euro übrig", rechnete ZIB2-Moderator Armin Wolf seinem Gast vor.
Doch diese Rechnung von Armin Wolf geht nicht auf, erklärte Wolfgang Peschorn, Präsident der Finanzprokuratur und damit der oberste Finanzanwalt der Republik Österreich. "Die Immobilien haben mittlerweile an Wert verloren, viele Projekte sind auch noch nicht fertig gebaut." Der Buchwert von 27 Milliarden Euro, den die Signa vor einigen Monaten noch angab, sei längst Flöten gegangen.
"In einer Insolvenz verlieren die Vermögenswerte grundsätzlich an Wert und gewinnen nicht", so der Experte.
"Management hat Schlamassel verursacht"
Armin Wolf fragte auch nach, warum das Management, welches das "Schlamassel verursacht hat", in der Signa-Pleitenkrise das Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung führen soll. Peschorn erklärte, dass der Sanierungsverwalter - ein Experte, der vom Gericht bestellt worden ist - auch hier mitreden kann. Außerdem haben die Gläubiger bei einem Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung Anspruch auf 30% Rückzahlung. Ohne Eigenverwaltung wären es nur 20%.
Schmid-Chats Thema
"Kann es sein, dass Behörden fragwürdige Entscheidungen getroffen haben?", fragte Wolf. In den Chats von Thomas Schmid wurde so etwa thematisiert, dass eine Signa-Firma wegen Problemen mit einer Behörde in Wien nach Innsbruck umgezogen sei. Peschorn verneinte.
Gusenbauer will Millionen
Ob die Konkursforderung von Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer, er will 6,3 Millionen Euro von der Signa, überhaupt anerkannt werde, das sei alles andere als klar, sagte Peschorn.
"Das Leben ist gefährlich. Strafrechtliche Folgen möglich"
Untreue, Betrug oder Insolvenzverschleppung könnten - wenn sie denn vorliegen sollten, es gilt die Unschuldsvermutung - strafrechtliche Folgen für die Signa-Manager nach sich ziehen. "Das Leben ist gefährlich. Natürlich sind strafrechtliche Folgen möglich", sagte Peschorn.
Bleibt Benko reich?
"Die Signa-Holding ist im Eigentum von Privatstiftungen (Anm.: die unter anderem Signa-Gründer René Benko gehören), da gibt es auch eine Verantwortung", sagte Peschorn. Da müsse man auch nach oben schauen, über die Dachgesellschaft Signa-Holding. Apropos nach oben schauen: Das müsse man auch, wenn Benko mit dem Firmenjet von A nach B fliegt. Denn auch das könnte zu Forderungen gegen ihn führen. Dann müsste er womöglich einen Teil der Signa-Schulden mit seinem Privatvermögen zahlen.