COFAG-Abwicklung: 43% der Unternehmen können Kredite nicht zurückzahlen

Mit der Covid-19 Finanzierungsagentur (COFAG) soll ein weiteres Kapitel der Corona-Pandemie abgeschlossen werden. Allerdings geht es für hunderte kleine Unternehmen jetzt um das weitere Fortbestehen.

Finanzministerium fordert ausbezahlte Kredite zurück

Mit dem Inkrafttreten des COFAG Neuordnungs- und Abwicklungsgesetz hat das Finanzministerium (BMF) mit der Liquidation der COFAG begonnen. Die Zuerkennung von noch ausstehenden Förderungen sowie die Rückforderung von zu Unrecht bezogenen Leistungen hat das Finanzministerium übernommen, teilte das Ministerium mit.

AWS wickelt Regressforderungen bei Unternehmen ab 

Auszahlungen der Schadlosverpflichtung aus Überbrückungsgarantien des Austrian Wirtschaftsservice (AWS) und der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank (OeHT) sowie Garantien der COFAG werden vom Bund übernommen. Regressforderungen werden von der AWS abgewickelt.

"Wir schließen das Kapitel COFAG. Die sorgfältige Bearbeitung der offenen Anträge ist dadurch gewährleistet", sagte Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP). "Unser Ziel bleibt es, die öffentlichen Mittel zu schützen und sicherzustellen, dass diese korrekt eingesetzt werden. Die COFAG hat ihren Zweck, während der Pandemie rasch und unbürokratisch Förderungen zu gewähren, erfüllt - nun sorgen wir für einen transparenten und geordneten Abschluss".

Bis Ende Mai wurden von der COFAG mehr als 15 Mrd. Euro an Förderungen ausbezahlt und 99 Prozent der mehr als 1,3 Mio. Anträge bearbeitet.

Österreichs KMU kämpfen weiterhin mit den Folgen der Pandemie 

Für viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ist die Pandemie noch nicht vorbei. Das Finanzombudsteam von Sanierungsexperten Gerald Zmuegg hat eine Studie unter 978 Klein- und Mittelbetrieben beauftragt, die in der Transparenzdatenbank der Corona-Hilfszahlungen gelistet sind.

Das Ergebnis: Österreichs KMU kämpfen weiterhin mit den Folgen der Pandemie. Aufgrund der zu kurzen Laufzeit und der aktuell hohen Zinsbelastung geben 43% an ihre aufgrund der Pandemie-Maßnahmen aufgenommen Kredite nicht zurückzahlen zu können. Das betrifft vor allem den Anteil der staatlich garantierten AWS-Kredite, die im Umfang von 300 Millionen Euro mit 31.12.2024 akut ausfallgefährdet sind (Gesamtvolumen: EUR 3,353 Mrd.).

Worstcase für heuer: 10.000 Insolvenzen 

Aufgrund der zu erwartende Insolvenzen in Folge dieser Überbrückungskredite rechnet Zmuegg damit, dass diese im
Worstcase bei bis zu 10.000 liegen werden. Ein Wert deutlich über den vom KSV prognostizierten 6.200 Firmenpleiten
für 2024.

86 % der befragten Unternehmen haben noch nicht zurückgezahlt

„Mit 86 % der befragten Unternehmen gab ein Großteil an, ihren Corona-Kredit bis dato nicht zurückbezahlt zu haben. Alarmierenderweise sagen 43 % dieser Unternehmen, dass sie ihre staatlich garantierten oder Kredite voraussichtlich überhaupt nicht zurückzahlen werden können. Aus der Umfrage kann abgeleitet werden, dass der Wert von 6.200 Firmenpleiten deutlich übertroffen wird, sofern die Rückzahlungskonditionen nicht rasch nachgebessert werden“, so Zmuegg.  

Für Zmuegg sind die Laufzeiten der Kredite zu kurz, er spricht von einer "schockierenden Entwicklung".

Belastungen für Staatshaushalt: 300 Millionen EUR an AWS-Krediten akut ausfallsgefährdet

Der Jahresabschluss der AWS darf mit Hochspannung erwartet werden. Die Sanierungs- und Kreditexperten vom Finanzombudsteam gehen aufgrund der vorliegenden Daten davon aus, dass mit 31.12.23 bereits 300 Millionen Euro (etwa 10 % der Kredite) ausfallgefährdet sind.

"Für Österreichs Hotel und Tourismusbank wird das böse Erwachen wohl 2025 kommen, da bei diesen Garantie der Großteil erst dann endet", sagt Zmuegg.

Über das Finanzombudsteam

Das Finanzombudsteam hat sich seit 2008 zur Aufgabe gemacht, KMU bei Finanz- und Liquiditätsfragen zu unterstützen. Im Team sind 15 Spezialisten aus den Bereichen Finanzen, Recht, Sanierung, Förderungen, Covid-Hilfen, Energiefragen und Kommunikation unter Führung von Mag. Gerald Zmuegg.