Mögliche Käufer von Projekten beobachten die Situation nach der Insolvenz von René Benkos Signa Holding genau. Allein in Österreich geht es um Vermögenswerte von rund 9 Milliarden Euro.
Ein Flächenbrand am Immobilienmarkt ist nach der Insolvenz der Signa Holding nach Einschätzung von Branchenexperten nicht zu befürchten. Eine Flut von Immobilien, die den österreichischen und deutschen Markt in den nächsten Monaten überschwemmen dürfte, könnte allerdings Schnäppchenjäger auf den Plan rufen. Einige Geldinstitute könnten womöglich etwas vorsichtiger werden, etwa der Schweizer Vermögensberater Julius Bär hat dem aber bereits eine Absage erteilt.
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Einige Banken könnten zwar nach unerwarteten Abschreibungen bei weiteren Krediten nun vorsichtiger werden, sagte Analyst Simon Stippig von Warburg Research. "Aber dass die Insolvenz von Signa einen deutlichen Einfluss auf den ganzen Immobiliensektor hat, halte ich für unwahrscheinlich." Unter den Immobilienentwicklern habe es in den vergangenen Monaten schon viele Pleiten gegeben.
Schlechte Aussichten für deutsche Baubranche
"Signa an sich ist nicht so systemrelevant wie (die US-Investmentbank) Lehman Brothers, sagte Immobilien-Volkswirt Andrew Burrell von Capital Economics. Die Pleite von Lehman hatte die weltweite Finanzkrise 2008 ausgelöst. "Aber für die deutsche Baubranche sieht es schlecht aus. Ihr geht es ohnehin schon nicht gut, und nun ist eine Reihe von Großprojekten in Gefahr." Die Insolvenz belaste den europäischen und vor allem den deutsche Gewerbeimmobilien-Sektor weiter.
"Mit einem Entwicklungsvolumen von über 850.000 Quadratmetern an Büro- und Einzelhandelsflächen in meist innerstädtischen Lagen hat die Signa-Pleite das Potenzial, noch lange ihre Spuren in unseren Städten zu hinterlassen, erklärte Sven Carstensen, Vorstand des Immobilienbewerters Bulwiengesa. "Es bleibt daher zu hoffen, dass sich hier projektweise gute Lösungen finden."
Mehrere Signa-Baustellen gestoppt
Bei einer Handvoll Großprojekten von Signa wie dem Hamburger "Elbtower" ruhen bereits die Arbeiten. Eigentlich habe Signa ein beneidenswertes Immobilienportfolio in Bestlagen angesammelt, sagte Rick Smith vom Sanierer Forbes Burton. "Mögliche Käufer werden die Lage genau verfolgen." Sie dürften die öffentlich bekannte Notlage von Signa aber nutzen, um die Preise zu drücken, glaubt Smith. Aber nicht nur Signa kämpfe mit den steigenden Zinsen, auch die Käufer dürften angesichts dessen nicht bereit sein, zu viel zu zahlen.
Das gilt besonders für Österreich, wo Signa nach Schätzungen der Analysten von Raiffeisen allein Vermögenswerte von rund neun Milliarden Euro hat. Notverkäufe in diesem Volumen kämen jetzt zur Unzeit - sie entsprächen dem, was sonst in Österreich in eineinhalb Jahren auf den Markt komme. "Stand jetzt sind 'Fire Sales' nicht auszuschließen", sagte Gunter Deuber, Leiter von Raiffeisen Research. Die verworrenen Firmenstrukturen bei Signa und das international verschachtelte Geschäft erhöhten das Risiko für ein solches Szenario, das die Preise am Markt ins Rutschen bringen könnte.
Marktbereinigung bringt weitere Insolvenzen
Keegan Viscius, Vorstandschef des Immobilieninvestors CA Immo, sieht eine Normalisierung der Märkte angesichts des Zinsanstiegs. "Diese Normalisierung ist zugleich auch eine Marktbereinigung, und es ist mit der Insolvenz weiterer schwach positionierter Marktteilnehmer zu rechnen, da der Zugang zu Kapital für den Immobiliensektor kritisch bleiben und die restriktivere Kreditvergabe und die höheren Fremdkapitalkosten schwächere Kreditnehmer weiter unter Druck setzen dürften", sagte er.