KSV warnt

Fast 5.000 Pleiten bisher, Zahl der Großpleiten wächst stark

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Zahl der Großinsolvenzen steigt von 27 auf 55, Summe der Passiva auf 14,8 Mrd. Euro angewachsen. Heuer werden 6.500 Firmeninsolvenzen und 9.200 Privatpleiten erwartet.

Die schwache Konjunktur macht Unternehmen zu schaffen und sorgt für mehr Insolvenzen.

  • In den ersten drei Quartalen 2024 steigt die Zahl der Firmeninsolvenzen voraussichtlich um rund ein Viertel (24,6 Prozent) auf 4.895 Pleiten an, wie der Kreditschutzverband KSV1870 auf Basis einer Hochrechnung erhob.
  • Auch die Großpleiten nehmen zu: Die Zahl der Insolvenzen mit Passiva über 10 Mio. Euro verdoppelt sich im Jahresabstand von 27 auf 55.
  • Auch Privatinsolvenzen nahmen leicht zu auf rund 7.000 Schuldenregulierungsverfahren.

Wirtschaftlicher Druck 

Der wirtschaftliche Druck ist heuer auch während der Sommermonate nicht weniger geworden. "Die Betriebe sind sehr häufig am Limit und müssen sich vermehrt die Existenzfrage stellen", sagte Karl-Heinz Götze, Leiter der Insolvenz-Abteilung des KSV, laut Aussendung.

Für die kommenden Monate erwartet er keine Entspannung der Situation. Bis Jahresende rechnet der KSV mit rund 6.500 Insolvenzen - mehr gab es zuletzt nur im Jahr der Finanzkrise 2009. "Wir beim KSV1870 gehen aktuell davon aus, am Jahresende von einem Insolvenzjahr sprechen zu müssen, das es schon sehr lange nicht mehr gegeben hat", so Götze.

Signa-Insolvenzen 

Aufgrund diverser Signa-Insolvenzen (Imperium von René Benko krachte Ende 2023, heuer folgten zahlreiche Pleiten) verdoppelte sich die Zahl der Großpleiten mit Passiva über 10 Mio. Euro von 27 auf 55. Die größte neu hinzugekommene Pleite ist jedoch die der Österreich-Tochter des US-amerikanischen Elektrofahrzeugherstellers Fisker mit Passiva von 3,79 Mrd. Euro. Die vielen Großinsolvenzen sorgen auch dafür, dass die Passiva heuer in den ersten drei Quartalen auf insgesamt 14,8 Mrd. Euro nach oben schießen, das ist ein Plus von 683 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Nicht genug Masse

Neben der steigenden Zahl der Pleiten sei auch die Zahl der mangels Vermögens nicht eröffneten Insolvenzen bemerkenswert. Mehr als ein Drittel (37 Prozent) aller Insolvenzen würden mangels Masse nicht eröffnet - das bedeutet, dass das Unternehmen nicht einmal 4.000 Euro für die Deckung der Gerichtskosten aufbringen kann. Die Gläubiger würden in einem solchen Fall in der Regel komplett leer ausgehen.

Branchen-Check

Nach Branchen betrachtet sind heuer

  1. Unternehmen im Handel (853 Insolvenzen) am stärksten von Zahlungsunfähigkeit betroffen,
  2. gefolgt von der Bauwirtschaft (814)
  3. und der Gastronomie (596).

"Diese drei Branchen geben im negativen Sinne den Ton an und sind für knapp die Hälfte aller österreichweiten Unternehmensinsolvenzen verantwortlich", schreibt der KSV1870.

Privatkonkurse

Bei den Privatkonkursen geht der Gläubigerschutzverband ebenfalls von einer Steigerung aus - laut Hochrechnung gibt es heuer von Jänner bis Ende September 6.694 Schuldenregulierungsverfahren. Das entspricht 24 Fällen pro Tag und das sind um 0,7 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Bis zum Ende des laufenden Jahres prognostiziert der KSV 9.200 eröffnete Schuldenregulierungsverfahren. Das entspreche einem Anstieg von 400 Fällen gegenüber dem Vorjahr.

Mittelfristig hält Götze einen stärkeren Anstieg bei den Privatkonkursen für wahrscheinlich, da durch die Inflation das Leben in den vergangenen Jahren massiv teurer geworden sei. Zwar deuten die derzeitigen Zahlen auf eine gewisse finanzielle Resilienz der Menschen hin; wie lange diese anhalte sei aber schwer zu sagen. Entscheidend sei auch eine möglichst rasche Anmeldung des Privatkonkurses bevor der Schuldenberg außer Kontrolle gerate und eine Entschuldung sehr schwierig werde, so Götze.

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