Unternehmen

Groß-Labor Lifebrain meldet 1.200 Mitarbeiter zur Kündigung an

14.03.2022

Das Unternehmen ist Labor-Partner des Wiener PCR-Testprogramms "Alles gurgelt". Durch das avisierte Ende der Gratis-Tests sind mehr als 1.200 Stellen gefährdet, das Labor muss seine Kapazitäten zurückfahren.

Zur Vollversion des Artikels
© Lifebrain
Zur Vollversion des Artikels

Das Wiener Großlabor Lifebrain hat am Montag 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Kündigung angemeldet. Die Firma analysiert im Rahmen des Wiener Corona-PCR-Testprogramms "Alles gurgelt", das vom Bund aus Steuergeldern bezahlt wird, die Proben. Da die Zukunft der Tests offen sei, melde man die Mitarbeiter "im Sinne eines Frühwarnsystems" zur Kündigung an, hieß es.

Untersucht werden die Wiener Proben von Lifebrain am Gelände des ehemaligen Otto-Wagner-Spitals in Wien.

Kritik von Lifebrain-Chef

„Sie können uns glauben: Dieser Schritt fällt uns extrem schwer! Da allerdings die Bundesregierung zwei Wochen (!) vor dem möglichen Ende der Gratistest-Programme den beteiligten Unternehmen und Personen immer noch keine Perspektiven über die für die nächsten Monate geplante Teststrategie machen kann, sind wir als Unternehmen dazu gezwungen, die entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen zu setzen. Selbstverständlich werden die Kündigungen nicht vollzogen, wenn die Testprogramme auch nach Ende März in einem der noch immer massiv präsenten Pandemie entsprechenden Ausmaß weitergeführt werden“, erklärt Michael Havel, Geschäftsführer des Lifebrain-Labors.

Havel übt heftige Kritik an der mangelnden Planung seitens der Bundesregierung: "Mitten während eines der Höhepunkte der Pandemie die bestens funktionierende Test-Infrastruktur aufzulösen bzw. zu zerschlagen sei das Schlechteste, was man tun könne. 

 Havel appelliert eindringlichst an Weitsicht und Verantwortungsbewusstsein der Bundesregierung: „Die Zwischenergebnisse von „Alles gurgelt!“ zeigen: In Wien wurden als Folge der Gratistests weniger Infektionen, Hospitalisierungen und Todesfälle verzeichnet. Auch die Wiener Wirtschaft ist – durch besseres Freitesten und damit kürzere Quarantäne-zeiten und rasches Unterbrechen von Infektionsketten – weniger betroffen als in anderen Bundesländern. Wir brauchen rasch Klarheit, wie es weiter gehen soll – alles andere ist ein gefärhliches Spiel der Bundesregierung mit Gesundheit und Wirtschaft.“

Gratis-Tests stehen vor Aus

Das Covid-Labor in Penzing ist Mitte Dezember 2020 eröffnet worden. Die Testkapazität beträgt 800.000 Proben pro Tag. Darüber hinaus führt Lifebrain bei positiven Proben laut eigenen Angaben PCR-Schmelzkurvenanalysen zur Untersuchung auf die Omikron-Mutation durch. Das Labor sei auch für Sequenzierungen bestens ausgestattet. Neben Einsendungen aus dem Wiener Gurgel-Projekt werden auch Proben aus Teststraßen in anderen Bundesländern analysiert.

Die Stadt Wien hat bereits wiederholt gefordert, die flächendeckenden Untersuchungen fortzusetzen. Man könne Infektionen auch bei nicht symptomatischen Personen dadurch erkennen, lautet eines der Argumente. Auch das ständige Monitoring von Mutationen sei nur so möglich, versicherte man. Die Forderung halte man auch nach den am Wochenende getätigten Aussagen von Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) aufrecht, betonte man im Büro des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ) am Montag. Brunner hatte erklärt, Gratis-Coronatests sollten "nicht mehr für alle zu jeder Zeit" verfügbar sein, da die Kosten "gewaltig" seien.

Wien investierte 530 Millionen Euro in Tests

Im Wiener Rathaus hält man dem entgegen, dass man zwar den Großteil der Tests absolviere, die Kosten dafür aber vergleichsweise gering seien. Bis Ende 2021 wurden laut Hacker-Büro rund 530 Mio. Euro in die Teststrategie investiert. Alleine wird die Stadt das Testprogramm nicht stemmen, wie Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) zuletzt wiederholt betonte. Das sei auch rechtlich nicht möglich, da Pandemiebekämpfung Aufgabe des Bundes sei, heißt es.

Zur Vollversion des Artikels