Harte Kritik

Kika/Leiner: Jetzt dürften auch Steuerzahler draufzahlen

Teilen

Nach dem Verkauf von Kika/Leiner durch den Tiroler Investors Rene Benko wollen die neuen Eigentümer am Dienstag ein Insolvenzverfahren beantragen. Dabei könnten auch die Steuerzahler Geld verlieren.  

Denn in der Coronapandemie wurden dem Unternehmen Steuern gestundet, die Kika/Leiner eigentlich später zurückzahlen sollte. Die Verbindlichkeiten machen insgesamt etwa 150 Mio. Euro aus. Die GPA übt scharfe Kritik. Die Quote bei Sanierungsverfahren liegt üblicherweise bei 20 Prozent, wird der Sanierungsplan angenommen. Die öffentliche Hand müsste also 80 Prozent abschreiben. Das gilt genau so für andere Gläubiger wie Banken oder Lieferanten.

Finanzprokuratur  eingeschaltet

Das Finanzministerium wollte die Zahlen laut ORF nicht bestätigen. Es ist aber die Finanzprokuratur eingeschalten worden. Sie vertritt als Anwältin der Republik die Interessen der Steuerzahler: "Wir werden uns gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter die Vorgänge, die zur Insolvenz geführt haben und alle wesentlichen Vermögensverschiebungen genau anschauen." Auch Corona-Hilfsgelder von knapp fünfeinhalb Millionen Euro hat Kika/Leiner wie berichtet über die COFAG bekommen.

Als "mehr als schiefe Optik" bezeichnete am Sonntag Barbara Teiber, Vorsitzende der Gewerkschaft GPA, "dass Kika/Leiner nun mit Steuergeldern abgewickelt wird, während Immobilienmogul Frank Albert mit seiner Supernova-Gruppe von einem Megadeal profitiert".

"Da verdienen sich durch türkis/schwarze Machenschaften so manche eine 'goldene Nase' und das Ergebnis sind 1.900 Kündigungen und eine irrsinnige finanzielle Last für den braven und ehrlichen Steuerzahler", kritisierte FPÖ-Generalsekretär und -Abgeordnete zum Nationalrat, Christian Hafenecker, in einer Aussendung am Sonntag. "Das ist eine himmelhoch schreiende Sauerei und bedarf einer gerichtlichen Aufarbeitung." Der Freiheitliche sprach der "vermutlich größten Frotzelei der letzten Jahre".

Scharfe Kritik an Benko

Aus Sicht der GPA habe Benko Kika/Leiner gekauft, "schlecht" gewirtschaftet, vom Staat "profitiert", die Immobilen und das Geschäft getrennt verkauft, "macht Profit und lässt Beschäftigte und Steuerzahler draufzahlen", so Vorsitzende Barbara Teiber am Sonntag in einer Aussendung. Supernova-Chef Frank "Albert kauft die wertvollen Immobilien und hat kein Problem mit dem maroden Unternehmen, dass auf unser aller Kosten abgewickelt wird."

Vorige Woche hat der neue Eigentümer der Leiner & Kika Möbelhandels GmbH, Hermann Wieser, klargemacht, dass es um die Kette sehr schlecht steht. Er habe das Unternehmen von René Benkos Signa mit einem Verlust von 150 Millionen Euro übernommen. Er selbst soll einen symbolischen Euro bezahlt haben.

Schritt für Schritt wurden Sanierungsschritte angekündigt. Von 3.900 Beschäftigen verlieren 1.900 ihren Job. Von 40 Standorten werden 23 geschlossen. Dann die nächste Hiobsbotschaft, diesmal für die Gläubigerinnen und Gläubiger: Leiner/Kika wird kommende Woche Insolvenz anmelden, angestrebt ist ein Sanierungsverfahren.

Die Immobilien werden eigens verwertet. Sie gingen größtenteils an die Supernova-Gruppe von Frank Albert.

Laut Gewerkschafterin Teiber habe Albert "im Wahljahr 2017 der Kurz-ÖVP 40.000 Euro über seine Firma BM 454 GRA GmbH und 20.000 Euro über die Supernova-Gruppe" gespendet. "Über 100 Millionen Euro verliert der Steuerzahler, während Kurz-Spender Albert ein gutes Geschäft macht."

Die Gewerkschaft und die Arbeiterkammer (AK) wollen die betroffenen Arbeitnehmer in allen Filialen beraten.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.
OE24 Logo
Es gibt neue Nachrichten