Unternehmen
Nach Strompreis-Wirbel: Verbund will 400 Millionen Sonderdividende ausschütten
25.05.2022Der teilstaatliche Energiekonzern hatte sich mit der Erhöhung der Stromtarife per 1. Mai viel Kritik eingehandelt. Kanzler Nehammer überlegte öffentlich, den Gewinn der Verbund AG abzuschöpfen. Nun schüttet das Unternehmen eine Sonderdividende aus.
Der zu 51 Prozent im Eigentum der Republik stehende Verbund will für 2022 eine Sonderdividende in Höhe von 400 Millionen Euro ausschütten. Der Vorstand habe beschlossen, der Hauptversammlung 2023 einen entsprechenden Vorschlag zu machen, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit.
Durch die einmalige Sonderdividende sollen die Aktionäre (und damit auch der Staat) an der erwarteten außerordentlich positiven Geschäftsentwicklung des Konzerns für das laufende Geschäftsjahr 2022 auch durch eine erhöhte Ausschüttung teilhaben. Insgesamt würde sich Ausschüttung für das Geschäftsjahr 2022 dann auf rund 1,2 Milliarden Euro summieren.
Heuer zwei Milliarden Euro Gewinn erwartet
Der Verbund erwartet für heuer einen Gewinn von bis zu zwei Milliarden Euro. Das Unternehmen profitiert in hohem Maße von den stark gestiegenen Energiepreise am Weltmarkt - obwohl der Verbund Strom aus Wasserkraft produziert und Wasser ja nicht teurer wurde. Durch das spezielle Strompreis-System, an welches der Verbund gebunden ist, ist aber der als Folge des Ukraine-Kriegs extrem hohe Gaspreis auch für die Verbund-Preise ausschlaggebend.
Dass das Wasserkraft-Unternehmen Verbund seine Preise für Endkunden zum 1. Mai deutlich anhob, hatte für viel Wirbel gesorgt. Das System ist in der Tat mit normalem Menschenverstand schwer nachzuvollziehen.
Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hatte mit der Überlegung, Gewinne von teilstaatlichen "Krisenprofiteuren" abzuschöpfen, die Verbund-Aktie auf Talfahrt geschickt.
Gratis-Strom für Kunden
Verbund-Chef Michael Strugl hatte wiederholt angekündigt, das Unternehmen werde Maßnahmen setzen, um die Teuerung für die Kunden abzufedern. Am Dienstag gab der Verbund bekannt, dass den Kunden zwei Stromrechnungen gutgeschrieben werden (in Härtefällen sogar vier).
Dividende für Entlastungsmaßnahmen gegen Teuerung
Am Mittwoch folgte nun die Ankündigung der 400-Millionen-Sonderdividende für 2022. Kanzler Nehammer begrüßte das ausdrücklich: "Der Schritt zeigt, dass der Verbund als teilstaatliches Unternehmen seine Verantwortung in schwierigen Zeiten sehr ernst nimmt." Die Sonderdividende sei "ein klares Signal dafür, dass das Unternehmen von „windfall profits“ nicht selbst profitieren will, sondern über das Entlastungspaket und die Sonderdividende dieses Geld wieder zurück zu den Menschen fließen kann", so Nehammer in einer Aussendung.
Als größter Verbund-Miteigentümer könne die Republik Österreich die zu erwartende Dividende und die Sonderausschüttung für die Finanzierung von Entlastungsmaßnahmen im Kampf gegen die Teuerung einsetzen, so Nehammer weiter. Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) habe von ihm den Auftrag bekommen, diese Mittel entsprechend für die Entlastung der Menschen einzuplanen.
Nicht an Krise profitieren
Der Finanzminister zeigte sich ebenfalls erfreut über die Entscheidung des Verbund: "In den letzten Wochen wurden viele Gespräche mit den Verantwortlichen des Unternehmens geführt. Wie der Staat soll auch ein staatsnahes Unternehmen nicht an der Krise profitieren. Die hohen Stromkosten machen es notwendig die Auswirkungen für die Bevölkerung abzufedern. Die jetzt beschlossene Sonderdividende trägt dazu bei, die dringenden Entlastungsmaßnahmen zu finanzieren", so Magnus Brunner.
Heuer 186 Millionen für Staatskassa
Für das Vorjahr 2021 beläuft sich die Gewinnausschüttung des Verbund auf 365 Millionen Euro. In die Staatskassa fließen davon knapp 186 Millionen.