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RBI hat Gewinn in Russland 2022 mehr als vervierfacht

01.02.2023

Obwohl die Raiffeisen Bank International (RBI) ihr Kreditgeschäft in Russland im Vorjahr um ein knappes Drittel zurückgefahren hat, ist der Gewinn massiv angestiegen.

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Im Jahresvergleich hat sich der Überschuss nach Steuern mehr als vervierfacht, von 474 Mio. Euro im Jahr 2021 auf 2.058 Mrd. Euro im Jahr 2022. Grund sind vor allem Währungseffekte und das Geschäft mit dem Devisentausch.

"Russland hat eine sehr strenge Devisenbewirtschaftung", so der Chef der RBI, Johann Strobl, am Mittwoch. Beispielsweise müssten Unternehmen Erlöse aus dem Ausland innerhalb weniger tage in Rubel tauschen. Das stützt das Dienstleistungsgeschäft der Bank. Das Kreditgeschäft sei dagegen im Vorjahr um insgesamt 30 Prozent reduziert worden.

Die hohen Gewinne sind jedoch derzeit nur bedingt nützlich für den Konzern, denn wegen der Sanktionen hat die Bank derzeit keinen Zugriff auf die Überschüsse in Russland und auch Dividenden dürfen nicht ausgeschüttet werden. Als reinen "Papiergewinn" sieht Strobl die Zahlen aber nicht. Für den Cashflow könne man die Gewinne zwar tatsächlich nicht verwenden, dennoch tragen die Zahlen zur Verbesserung der Kapitalsituation des Konzerns bei, so Strobl.

Die harte Kernkapitalquote der RBI lag zum Ende 2022 bei 16 Prozent, nach 13,1 Prozent zum Ultimo 2021. Auch die Eigenmittelquote stieg von 17,6 Prozent auf 20,2 Prozent an. Damit sei man auch im Falle einer Total-Abschreibung für Russland regulatorisch im grünen Bereich. "Selbst bei einem Preispunkt von Null Bei Russland läge die Kernkapitalquote (CET1) bei 14 Prozent", betonte am Mittwoch erneut Finanzchef Hannes Mösenbacher. In diesem Sinne sieht sich das Management auch auf einen möglichen Ausstieg aus dem Land vorbereitet.

Ob es zu einem solchen tatsächlich kommt, ließ der Vorstand heute aber erneut offen. Wie in den vergangenen Monaten sagte Strobl am Mittwoch, man erwäge derzeit alle Optionen inklusive eines völligen Ausstiegs. Einen Zeithorizont, wann eine Entscheidung fallen könnte, wollte er nicht geben.

Ein solcher Prozess sei aber sehr komplex, das habe man beim Verkauf des Bulgarien-Geschäfts wieder gesehen. In Russland käme dazu, dass sich die Rahmenbedingungen laufend ändern. "Daher ist es schwieriger, eine Lösung zu finden", so Strobl. "Wir haben gewusst, dass dieser Prozess ein langer sein wird."

Interessenten für die russische Raiffeisen-Tochter gäbe es, räumte Strobl ein. Aus welchem Land diese kommen, wollte er nicht im Detail sagen, aus westlichen Ländern seien ihm aber keine Interessenten bekannt.

Auch im ebenfalls mit Sanktionen belegten Belarus hat die Raiffeisen 2022 deutlich mehr Gewinn erzielt. Im Vorjahr wurde dort ein Überschuss von 113 Mio. Euro erwirtschaftet, das ist mehr als doppelt so viel wie im Jahr 2021 (49 Mio. Euro). Über einen Rückzug aus dem Land denkt man derzeit noch nicht nach, sondern beobachte vor allem in welche Richtung sich das Land entwickle. "Wir müssen uns mittelfristig jedenfalls überlegen, welchen Platz wir in diesem Land einnehmen können", so Strobl.

In der Ukraine verdiente die Raiffeisen Bank dagegen deutlich weniger. Der Gewinn nach Steuern sank auf 65 Mio. Euro, nach 122 Mio. Euro im Jahr davor. Man nehme in dem Land seine Verantwortung wahr und helfe "sehr viel", so Strobl. "Wir werden das auch weiter tun."

Ohne das Geschäft in Russland, Belarus und ohne den Gewinn aus dem Verkauf des Bulgarien-Geschäfts, der 453 Mio. Euro ausmacht, blieb der RBI im Vorjahr ein Konzerngewinn von knapp einer Milliarde Euro (982 Mio. Euro). Inklusive dieser Faktoren belief sich der Gewinn der Bank auf 3,6 Mrd. Euro.

Für das laufende Jahr rechnet die RBI mit einem etwas geringeren Kreditwachstum in der Kerngruppe und mit weiteren Rückgängen beim Kreditgeschäft in Russland und Belarus. Bei den Erträgen rechnen das Management mit einer stabilen Ertragslage. In den Aufwänden werde sich außerdem die Inflation bemerkbar machen, so Strobl. Ohne Russland und Belarus rechnet die RBI mit einem Zinsüberschuss von 3,2 bis 3,4 Mrd. Euro, 2022 waren es 3,4 Mrd. Euro. Beim Provisionsüberschuss wird mit 1,6 Mrd. Euro gerechnet, 2022 waren es 1,7 Mrd. Euro.

Die harte Kernkapitalquote wird zum Jahresende 2023 bei über 15 Prozent gesehen, ohne die Geschäfte in Russland und Belarus - unter der Annahme, dass Russland zu einem Wert von Null endkonsolidiert werden muss - sind es 13,5 Prozent.

Trotz aller Widrigkeiten ist eine Dividende weiterhin geplant. Das Management schlägt eine Ausschüttung von 0,80 Euro je Aktie vor. Wann über die Dividende entschieden wird, ist aber unklar. Auf der kommenden Hauptversammlung am 30. März 2023 werde voraussichtlich keine Entscheidung fallen, der Zeitpunkt der Beschlussfassung sei von den "Kapitalquoten und den fortdauernden strategischen Überlegungen" abhängig.

Bei den Aktionären sorgt der Aufschub bei der Dividende für Stirnrunzeln, heißt es vom Interessenverband für Anleger (IVA). Abseits der Sanktionen laufe das Bankgeschäft derzeit gut. "Diese Profite können auch ausgeschüttet werden", so IVA-Vorstand Florian Beckermann zur APA. Es mache stutzig, warum eine Ausschüttung von der EZB behindert wird und es keinen Dividendenbeschluss im März gibt. Hier herrsche "Erklärungsbedarf" seitens des Regulators, so Beckermann.

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