Bei der Signa geht es Schlag auf Schlag: Nach der Signa Prime Selection AG, dem Flaggschiff der Immosparte der Signa-Gruppe, hat Freitagfrüh auch die Signa Development Selection AG einen Insolvenzantrag beim Wiener Handelsgericht eingereicht.
Mit der Signa Development Selection AG (kurz: Signa Development) reiht sich nun eine weitere zentrale Untergesellschaft in die Serie von Insolvenzen rund um die Signa-Gruppe ein. Die Signa Development bündelt etliche Entwicklungsprojekte der verschachtelten Unternehmensgruppe des Tiroler Immobilieninvestors René Benko. Sie ist auf die Entwicklung von städtebaulichen Projekten im Wohn- und Gewerbesegment im deutschsprachigen Raum und in Norditalien spezialisiert.
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Die aktuelle Bilanzsumme der Signa Development wird auf der Webseite mit 4,6 Mrd. Euro angegeben. Das "Gross Asset Value", also die Summe der Immobilienwerte, lag der Creditform zufolge per 31. Dezember 2022 bei rund 2,8 Mrd. Euro. Das Unternehmen verfolgt laut eigenen Angaben die Strategie "Kaufen - Entwickeln - Verkaufen". Der Fokus liege dabei auf Immobilienentwicklungsprojekte in guten Lagen, abseits von Premium-Innenstadtlagen, um nicht mit der - mittlerweile insolventen - Schwestergesellschaft Signa Prime in Konkurrenz zu treten.
Zahlreiche Projekte
Zu den Projekten zählen laut Unternehmensangaben "The Icon", "Bel & Main", die Parkapartments am Belvedere und das Hotel Andaz - alle vier in der Nähe des Wiener Hauptbahnhofs. Auch das Gries Village in Bozen oder das Berliner Bremsenwerk gehören demnach zu den Entwicklungsprojekten. Nun kam die Pleite, in der die Fortführung mit einer Sanierung gelingen soll.
Die nunmehrige Insolvenz hat sich bereits im Vorfeld abgezeichnet. Am 8. Dezember erklärte die luxemburgische Tochtergesellschaft Signa Development Finance, dass sie selbst, die Signa Development und weitere Gesellschaften der Gruppe wohl "in sehr naher Zukunft" Insolvenzanträge stellen werden. Als Erklärung verwies man auf die Liquiditätssituation der Signa Development. Ende November hatte die Ratingagentur Fitch die Signa Development in ihrer Kreditwürdigkeit bereits auf "Ramsch-Niveau" herabgestuft.
Die Eigentümerstruktur ist sehr verschachtelt. Neunzehn Aktionäre, darunter vierzehn Gesellschaften mit weiteren unterschiedlichen Besitzern, Stiftungen - wobei die Familie Benko Privatstiftung eine wichtige Rolle spielt - und Investoren halten Anteile an der Signa Development. Die Mitaktionärin Signa Holding hält über 8 Prozent und soll im Rahmen ihres bereits eröffneten Insolvenzverfahrens saniert werden. Berechnete wirtschaftliche Eigentümer sind laut Wirtschafts-Compass schlussendlich Ingeborg Benko, René Benko, TPA-Wirtschaftsprüferin und -Steuerberaterin Karin Fuhrmann sowie Marcus Mühlberger. Letzterer ist neben Christoph Stadlhuber Geschäftsführer der bereits Ende November insolvent gewordenen Signa Holding.
Vorstandssprecher wurde schon zuletzt der Sanierer Erhard Grossnigg. Sein Vorgänger Timo Herzberg war wegen fragwürdiger Geschäfte mit sofortiger Wirkung als CEO enthoben worden, was dieser auch bei der besonders wichtigen Signa-Immobiliengesellschaft Signa Prime Selection AG gewesen war. Aufsichtsratsvorsitzender ist laut Wirtschafts-Compass Ex-Bundeskanzler und Ex-SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer. Dessen Stellvertreter ist Ex-RBI-Chef Karl Sevelda.
Aus Medienberichten ging hervor, dass die Signa-Gruppe in den vergangenen Jahren viel Energie dahin gesteckt hat, eine Konsolidierungspflicht des Gesamtkonzerns zu vermeiden. Die Firma habe gesellschaftsrechtliche Verschachtelungen innerhalb der Gruppe ganz bewusst so gestaltet, dass keine gesetzliche Konsolidierungspflicht entsteht, Unterstützerin war die Kanzlei TPA, zeigten Unterlagen, die "News" kürzlich veröffentlichte.
2022 waren die Zahlen der Signa Development bereits tiefrot, das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) war mit über 380,8 Mio. Euro negativ. Die Mitarbeiterzahl der Development-Gruppe belief sich laut Wirtschafts-Compass auf 55, nachdem es 2021 noch 112 gewesen waren.