Management-Versagen

VW stürzt in die Krise – wer wird aller mitgerissen?

07.09.2024

Noch will es niemand so recht glauben, dass bei der Marke Volkswagen Werke geschlossen werden müssen. Doch Europas größter Autobauer VW ist in der Megakrise.  

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© Sina Schuldt/dpa
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Eine Reihe von Problemen treibt die Auto-Spezialisten von Volkswagen immer stärker an die Wand: Allem voran steht das Problem, dass die Chinesen statt deutscher Mittelklasseautos mittlerweile vor allem eigene E-Autos kaufen – China ist der größte Markt für VW.

Zum Niedergang beigetragen haben auch die Software-Probleme, welche die Marke einfach nicht in den Griff bekommt.

Zu guter Letzt hat die Diesel-Affäre (Ex-Chef Winterkorn steht gerade vor Gericht) viel Glaubwürdigkeit gekostet. Die hohen Energiekosten in Deutschland, Bürokratie und auch die Arbeitskosten mit vielen Privilegien für die „Golf-Helden“, also die Arbeiter, verschärfen die Lage.

Von elf VW-Standorten in Deutschland (siehe Grafik) droht derzeit bis zu drei die Schließung.   

 

VW-Mitarbeiter buhen den Markenchef aus

VW macht klar, bei der Kernmarke kräftig sparen zu müssen. Der bisher geplante Stellenabbau durch Altersteilzeit und Abfertigungen reiche nicht mehr aus, um die Einsparziele zu erreichen. Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen bei der Kernmarke VW seien nicht länger ausgeschlossen.

Schock

Die mit dem Betriebsrat geschlossene Vereinbarung zur Beschäftigungssicherung werde aufgekündigt. Diese schloss betriebsbedingte Kündigungen bis 2029 aus. Arbeitnehmervertreter und Gewerkschaft zeigten sich entsetzt.

Angesichts der angekündigten Sparmaßnahmen bei VW will der Gesamtbetriebsrat unter Chefin Daniela Cavallo Widerstand leisten. Standortschließungen und Entlassungen würden nicht akzeptiert: „Mit uns sind Standortschließungen nicht zu machen“, sagte Cavallo. „Es gibt viele andere Hebel, die das Unternehmen zu verantworten hat. Wir müssen wettbewerbsfähige Produkte haben, uns fehlen die Einstiegsmodelle in der Elektromobilität.“

An der Betriebsversammlung nahmen zeitweise mehr als 25.000 Mitarbeitende teil. Die Stimmung war enorm angespannt, berichten VW-Mitarbeiter. Sie buhten den Markenvorstand Thomas Schäfer aus. Was ihnen die Führung berichtete, war niederschmetternd.

»Geben mehr Geld aus als wir einnehmen«

Mit den Einsparungen will VW Spielraum gewinnen, den man für neue Produkte brauche. „Dafür brauchen wir jetzt Geld, um kräftig zu investieren“, so Markenchef Thomas Schäfer.

„Wenn wir es jetzt schaffen, unsere Kosten nachhaltig zu reduzieren und in ein Modellfeuerwerk zu investieren, wie es der Wettbewerb und die Kunden noch nicht gesehen haben, dann werden wir es sein, die die Voraussetzungen geschaffen haben, damit auchdie nächsten Generationen hier in Deutschland für Volkswagen arbeiten können.“ Man gebe mehr Geld aus, als man einnehme.

Ministerpräsident, Aktionäre, Mitarbeiter zittern  

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (sein Land hält 20% am Volkswagen-Konzern) hofft, dass bei der Marke Volkswagen keine Werke geschlossen werden. Es müsse vorher über Alternativen gesprochen werden. Doch nicht nur die VW-Aktionäre und Mitarbeiter von Volkswagen zittern.

80.000 Beschäftigte in Österreichs Automotive

Was im deutschen Autoland geschieht, hat auch direkte Auswirkungen auf Österreich. Hierzulande arbeiten 80.000 Menschen in der Auto-Zulieferer-Industrie. Auch sie bangen.

Um Kündigungen zu vermeiden, kann sich die deutsche Gewerkschaft eine Vier-Tage-Woche für alle Beschäftigten der Kernmarke vorstellen.

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