Preise sollen sinken

Wien Energie schreibt wieder satten Gewinn

03.05.2024

Der städtische Energieversorger Wien Energie hat auch 2023 wieder gut verdient. Obwohl der Umsatz um 21,4 Prozent auf 4,67 Milliarden Euro gesunken ist, legte der Jahresüberschuss um 54,9 Prozent auf 598,1 Mio. Euro zu.  

Zur Vollversion des Artikels
© apa/fohringer
Zur Vollversion des Artikels

"Wir stehen wirtschaftlich auf guten Beinen", sagte Wien-Energie-Chef Michael Strebl am Freitag auf einer Pressekonferenz. Das gute Ergebnis will der Energieversorger zur Gänze in Preissenkungen, Versorgungssicherheit und erneuerbare Energien investieren.

Die Energiemärkte hätten sich im vergangenen Jahr etwas beruhigt, die Lage sei aber weiterhin angespannt und volatil, sagte Strebl und verwies auf geopolitische Unsicherheiten, vor allem im Bezug auf die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten. "Die geopolitische Lage bleibt unsicher und die Marktschwankungen sind nach wie vor da", so der Vorsitzende der Wien-Energie-Geschäftsführung. Die Preise im Großhandel seien gesunken, das Niveau vor der Energiekrise sei aber weiterhin nicht erreicht.

Nicht nur der Umsatz, auch der Materialaufwand der Wien Energie ist im angelaufenen Jahr 2023 um 26,1 Prozent auf 3,5 Mrd. Euro gesunken. Somit ergab sich ein höheres Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abgaben: Das EBITDA legte um 38,2 Prozent auf 777,6 Mio. Euro zu. Laut Gewinn und Verlustrechnung nach dem Unternehmensgesetzbuch fällt das Ergebnis niedriger aus: Hier lag der Umsatz 2023 ebenfalls bei rund 4,67 Mrd. Euro, das Jahresergebnis allerdings nur bei 294,8 Mio. Euro. Der Unterschied komme "im Wesentlichen aus Bewertungseffekten", die in die Berechnung nach IFRS (International Financial Reporting Standards) einfließen.

Entlastungsmaßnahmen  

Für 2024 kündigte Strebl an: "Wir geben unser Ergebnis weiter, im Wesentlichen in drei Bereichen, in Entlastungsmaßnahmen für unsere Kundinnen und Kunden, die Sicherstellung der Versorgungssicherheit und grüne Investitionen." Demnach sei für das laufende Jahr ein Investitionsprogramm in Höhe von 502 Mio. Euro geplant, fließen soll das Geld etwa in die erneuerbare Strom- und Wärmeerzeugung oder die Fernkälte. Weitere 100 Mio. Euro sollen in den beschleunigten Ausbau der Fernwärme in Wien gesteckt werden. In Summe 350 Mio. Euro sollen an Kundinnen und Kunden weitergegeben werden: 149 Mio. Euro davon seien bereits 2023 angekündigt worden und nun ergebniswirksam, 140 Mio. Euro seien für die Weiterführung der Fernwärmerabatte reserviert, 50 Mio. Euro seien für Angebote im Strom- und Gasbereich und 12 Mio. Euro für ein Sozialpaket vorgesehen.

Wien Energie plant, die Preise für Strom und Gas im Sommer zu senken. So sollen Kundinnen und Kunden mit dem "Optima Entspannt"-Tarif, die im Vorjahr noch nicht auf einen neuen Tarif gewechselt haben, nach aktuell Stand ab Juli um 55 Prozent weniger für Strom und um 22 Prozent weniger für Gas zahlen. Wer bereits im Vorjahr auf den neuen Tarif umgestiegen ist, soll ab Juli um 6 Prozent weniger für Strom und um 9,5 Prozent weniger für Gas zahlen. Strom soll damit zukünftig netto 14,9 Cent pro Kilowattstunde kosten, Gas 5,7 Cent.

Preissenkungen  

"In diesem Fall müssen die Kunden nicht proaktiv etwas tun", sagte Strebl. Im vergangenen Jahr wurden Preissenkungen nicht nur bei der Wien Energie vor allem mittels Rabatten an Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben, mit der Begründung, dass man Verträge auch bei Preissenkungen nicht einseitig ändern könne. Nun sei das anders: Die geplanten Preissenkungen kämen zustande, weil die dem Vertrag zugrunde liegenden Indizes gesunken seien. "Die Indizes hätten diese Senkungen, die wir an unsere Kundinnen und Kunden weitergegeben haben, im Vorjahr noch nicht hergegeben, darum haben wir mit den Rabatten gearbeitet", erklärte Strebl. Preissenkungen im Großhandel seien in den betreffenden Indizes, etwa dem österreichischen Strompreisindex (ÖSPI), ungefähr mit einem Jahr Verzögerung sichtbar.

Die Stromerzeugung ist 2023 um 17,4 Prozent auf 5,5 Gigawattstunden zurückgegangen, verantwortlich dafür waren veränderte Witterungs- und Marktbedingungen. So sei aufgrund des warmen Winters der Wärmebedarf in der Fernwärme zurückgegangen und damit auch die kalorische Stromerzeugung in den Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen um ein Viertel gesunken. Gestiegen sei hingegen die Erzeugung aus den erneuerbaren Energieträgern Wasser, Wind und Photovoltaik.

Der Anteil der Erneuerbaren an der gesamten Stromerzeugung liege aktuell bei 26,5 Prozent, bis 2040 will Wien Energie komplett auf nachhaltige Energieträger umsteigen. Auch die Fernwärme soll bis 2040 mit Hilfe von Geothermie, Wärmepumpen und Industriewärme dekarbonisiert werden, hier liegt der Erneuerbaren-Anteil aktuell bei 35,7 Prozent. Die Treibhausgasemissionen lagen 2023 bei 4,52 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente (Scope 1-3), bis 2040 will man auch hier auf Null senken.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel