In Handelspolitik

US-Industrie ruft Trump zu Mäßigung auf

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Wirtschaft: Freihandel ist gut für USA und Arbeitsplätze.

 In den USA ruft die Industrie den künftigen Präsidenten Donald Trump zu einer umsichtigen Handelspolitik vor allem im Verhältnis zu China und Mexiko auf. Verschiedene Lobby-Gruppen, Konzernchefs und Abgeordnete betonten, dass Freihandelsabkommen zu mehr Wirtschaftswachstum und mehr neuen Jobs führen könnten.

Der Republikaner hatte im Wahlkampf unter anderem ein Ende der Nordamerikanischen Freihandelszone in ihrer derzeitigen Form sowie hohe Zollschranken gefordert. Befürchtet wird auch mehr Druck auf die eigentlich unabhängige Notenbank Fed. Der Iran erwartet unterdessen keine Änderungen für das Atomabkommen mit den westlichen Mächten nach dem Wahlsieg von Trump.

Jobs hängen von Handelsbeziehungen ab

"Es gibt zwei Millionen Industriejobs in diesem Land, die von unseren Handelsbeziehungen mit Kanada und Mexiko abhängen", sagte Linda Dempsey vom US-Industrieverband NAM. Diese Arbeitsplätze dürfe man nicht aufs Spiel setzen. Ökonomen befürchten, dass Trump die USA stärker abschotten wird. Er hatte im hitzigen Wahlkampf gegen die Demokratin Hillary Clinton Importzölle und andere Handelshemmnisse angekündigt. Dies könnte vor allem Mexiko hart treffen. Zudem liegt das Handelsabkommen TTIP zwischen der EU und den USA seit längerem auf Eis und gilt jetzt als praktisch tot. Es sollte für mehr Wachstum auf beiden Seiten des Atlantiks sorgen.

Der milliardenschwere Immobilienunternehmer hatte mehrfach Ford als Beispiel genannt, dass Arbeitsplätze in der Industrie ins günstigere Mexiko verlagert werden. Der Auto-Hersteller will dennoch die Produktion des Kompaktmodells Focus wie geplant im südlichen Nachbarland ansiedeln. Dafür werde man zwei andere Modelle wieder in Werken im US-Bundesstaat Michigan fertigen, sagte Vorstandschef Mark Fields der Nachrichtenagentur Reuters. "Der Schritt hat auf Arbeitsplätze keinerlei Auswirkungen."

Politischer Druck auf Fed befürchtet

Die britische Großbank Barclays fürchtet unter Trump einen verstärkten politischen Druck auf die Fed. "Es gibt eine stramme Truppe innerhalb der Republikaner, die der Meinung ist, dass die Zeiten der lockeren Geldpolitik vorbei sind", sagte Barclays-Chef Jes Staley am Mittwoch in London. Trump hatte im Wahlkampf angekündigt, Fed-Chefin Janet Yellen nach Ablauf ihrer Amtszeit 2018 nicht für weitere vier Jahre nominieren zu wollen. Sie hat sich in mehreren Anhörungen vor dem Kongress gegen das Vorhaben gestellt, ihre Geldpolitik stärker überwachen zu lassen oder an eine feste Formel zu binden.

Der US-Währungshüter James Bullard hält es für möglich, dass der Trump-Triumph die Inflation nach oben treibt. Entsprechende Erwartungen an den Finanzmärkten seien aus Sicht der Fed positiv zu bewerten. Bisher hatte die Notenbank eher die Sorge umgetrieben, dass der Preisauftrieb zu schwach ist. Die Fed strebt eine Inflationsrate von zwei Prozent an. Trotz des anhaltenden Wirtschaftsaufschwungs und der Vollbeschäftigung im Land wurde diese Marke zuletzt jedoch nicht erreicht. An der Börse wird spekuliert, dass Trump mit Steuersenkungen und massiven Investitionen in die Infrastruktur die Konjunktur anschieben könnte.

Iran hat keine Angst

Die iranische Zentralbank geht unterdessen davon aus, dass das im Jänner beschlossene Atomabkommen mit dem Westen auch unter Trump Bestand hat, wie Notenbank-Vize Peyman Ghorbani in Frankfurt zu Reuters sagte. "Wir erwarten, dass Trump rationaler handeln wird, wenn er Präsident ist. Die Regierung wird zu dem Punkt kommen, an dem sie sagt, dass sie zum Atomabkommen steht - das ist der richtige Weg." Mit der Einigung wurden die Sanktionen des Westens aufgehoben. Trump hat das Abkommen im Wahlkampf als "einen der schlechtesten Deals, der jemals gemacht wurde", kritisiert.

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