Der US-Mobilfunkzulieferer Qualcomm hat der österreichischen Imagination Computer Services GesmbH eine Technologie abgekauft, an der auch der Suchmaschinenriese Google und der Elektronikkonzern Samsung Interesse gezeigt haben sollen. Konkret geht es dabei um "Augmented Reality" (AR) - also die Anreicherung der wahrgenommenen Realität mit digitalen Infos - für mobile Endgeräte.
Qualcomm hat dazu ein "Austria Research Center" gegründet. Neben San Diego, Santa Clara, Peking und Seoul ist Wien nun das fünfte Forschungs- und Entwicklungszentrum des US-Unternehmens - und damit das erste in Europa, bestätigte Thomas Nindl, der für die Geschäftsentwicklung von Qualcomm in Zentraleuropa zuständig ist. Man investiere rund 20 % vom Umsatz, also etwa 2 Mrd. Dollar, in Forschung und Entwicklung.
Die Technologie sei in Zusammenarbeit mit der TU Graz entwickelt worden, sagte Michael Gervautz, Mitgründer und -eigentümer von Imagination. Er sieht in dem Deal die beste Lösung, weil ein kleines Unternehmen wie Imagination mit zwei Hindernissen konfrontiert gewesen sei: Einerseits hätte der globale Vertriebskanal gefehlt, andererseits der Einfluss auf die Hardware.
"Aber das Angebot von Qualcomm war auch sehr gut", so Gervautz, der zum Kaufpreis nichts sagen wollte und mit vier weiteren Mitarbeitern zum US-Unternehmen gewechselt ist. Der Verkaufsprozess sei vor rund zwei Jahren gestartet worden.
Sowohl Samsung als auch Google hätten in der Zwischenzeit angeklopft, wobei der Internetriese dafür zahlen wollte, dass die Technologie Open Source - also allgemein zugänglich - wird und damit Entwicklern offen steht.
AR: Potenzial bei Spielen und im Marketing
Für Qualcomm sei AR ein wichtiges Thema, in das "einige hundert Millionen" investiert werden, so Gervautz. Großes Potenzial sieht er unter anderem im Spielemarkt sowie im Marketing. Wenn man seine Handykamera auf ein Gebäude oder ein Produkt richte, würden dabei zusätzliche Informationen sichtbar.
Dabei gehe es aber nicht um den Ort, wie bei anderen Technologien, sondern
um die Bilderkennung. Gegenstände sollten also tatsächlich wegen ihres
Aussehens identifiziert werden, nicht aufgrund ihres Standorts. Zwar hätten
auch auf GPS und Co. basierende Technologien ihre Berechtigung, sie seien
aber teilweise recht einfach. "Die Großen können das einfach nachbauen", so
Gervautz.
Imagination mit Sitz in Wien wurde 1998 von Forschern der
TU Wien gegründet und setzte vor dem Deal mit 15 Mitarbeitern 1,2 Mio. Euro
um.