Staat bremst
US-Wirtschaft verliert an Schwung
27.05.2010
Das Wachstum in den USA hat zu Jahresbeginn überraschend stark an Schwung verloren. Das BIP stieg aufs Jahr hochgerechnet um 3,0 %, wie das Handelsministerium am Donnerstag nach revidierten Berechnungen mitteilte.
In einer ersten Schätzung war noch von plus 3,2 % die Rede. Dämpfer kamen vor allem von deutlich gesunkenen Ausgaben des Staats, der seinen Konsum so stark zurückfuhr wie seit 1981 nicht mehr. Erstmals seit Anfang 2007 tragen aber private Verbraucher wieder zum Wachstum bei.
Zwar fiel das Plus beim privaten Konsum mit 3,5 % etwas geringer aus als zunächst angenommen. Dennoch ist es mehr als doppelt so stark wie noch zum Jahresende 2009. Allein die Verbraucher steuerten damit 2,42 Prozentpunkte zum Wachstum bei.
Konsumausgaben zu Lasten der Sparquote
Dabei spielt eine Rolle, dass sich die Lage am US-Arbeitsmarkt allmählich bessert. Allerdings reduzierten viele Verbraucher zuletzt ihre Ersparnisse, um den Konsum zu steigern. "Das ist nicht nachhaltig", sagte Scott Brown, Chefvolkswirt von Raymond James & Associates.
Entscheidend sei nun, wie sich die Lage am Arbeitsmarkt entwickle, sagte Brown. In der vergangenen Woche meldeten sich 460.000 Menschen erstmals arbeitslos. Das sind weniger als in der vorangegangenen Woche, aber mehr als von Experten erwartet.
Läger werden wieder aufgestockt
Auch die Unternehmen steigerten ihre Investitionen, wenngleich mit 3,1 % deutlich weniger stark als erwartet. Besonders beliebt waren Maschinen und Software. Viele Firmen stocken derzeit ihre Lager wieder auf, die sie während der schwersten Rezession seit den 1930er Jahren geräumt hatten. Das Wachstum war aber deutlich geringer als zum Jahresende 2009, als die Investitionen um 5,3 % angezogen hatten.
Bremsklotz für US-Wirtschaft war der Sparkurs des Staates: Die öffentliche Hand gab 3,9 % weniger aus, so stark war der Rückgang seit dem zweiten Quartal 1981 nicht mehr. Dabei spielt die Finanznot in vielen Bundesstaaten und Kommunen eine Rolle. So kämpft Kalifornien schon seit langem mit leeren Kassen.
Von Reuters befragte Analysten hatten mit einem Wachstum von 3,4 % für das 1. Quartal gerechnet. Zum Jahresende 2009 lag das Wachstum noch bei 5,6 %.