Verbund auf Expansionskurs in der Türkei

08.01.2010

Der österreichische Stromkonzern und die türkische Sabanci Holding sehen sich über ihr 50:50-Joint-Venture Enerjisa Enerji Uretim auf gutem Weg, ihre Stromkapazität von derzeit 455 auf 5.000 MW bis 2015 in der Türkei auszubauen. Damit könnten 10 % des Strommarktes versorgt werden.

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Die Investitionssumme dafür bezifferte Enerjisa-Chef Selahattin Hakman gegenüber Bloomberg mit 6 Mrd. Euro. Mit derzeitigen Projekten übertreffe man das Kapazitätsziel von 5.000 MW bereits um rund 500 MW, fügte er hinzu.

Zwei Phasen

Die geplante Expansion in der Türkei soll in zwei Phasen erfolgen, bestätige Verbund-Sprecherin Ines Schurin die Pläne. In einer ersten Phase bis 2012 soll etwas weniger als die Hälfte der geplante Kapazität dazukommen und insgesamt 1,4 Mrd. Euro investiert werden.

Neben dem Bau von eigenen Kraftwerken werden auch Zukäufe geprüft. Derzeit befinden sich 6 von insgesamt 9 Wasserkraftwerken mit einer Gesamtkapazität von rund 870 MW im Bau. Eines soll noch heuer fertiggestellt werden, drei 2011 und zwei 2012. Rund zwei Drittel der 1,4 Mrd. Euro seien dafür vorgesehen.

Außerdem werde ein Gaskraftwerk nahe dem westtürkischem Ort Bandirma mit einer Kapazität von 920 MW gebaut, so Schurin. Laut Hakman hat Enerjisa bereits um den Bau eines weiteren Gaskraftwerkes bei Bandirma mit einer Leistung von 1.000 MW angesucht. Die Investitionssumme für dieses Kraftwerk bezifferte er mit 1 Mrd. türkischer Lira (475 Mio. Euro). Darüber hinaus soll noch heuer mit dem Bau des Braunkohlekraftwerks Tufanbeyli (450 MW) begonnen und bis 2015 fertiggestellt werden. Laut Schurin ist die Bauentscheidung für Tufanbeyli aber noch nicht erfolgt.

Dem Enerjisa-Chef zufolge sind bisher insgesamt 1,6 Mrd. Euro investiert worden. Die Türkei plane derzeit, Kraftwerke und Energieversorgungsnetze zu verkaufen, um Investitionen unter anderem in die Industrie mit rund 7 Mrd. Dollar zu finanzieren. Im Laufe des Jahres sollen Kredite aufgenommen werden, um die Errichtung der Kraftwerke in Bandirma und Tufanbeyli zu finanzieren. Derzeit werde die benötigte Summe errechnet. Neben der Türkei werde auch eine Expansion am Balkan angestrebt.

Investitionen in Stromnetze

Enerjisa will auch in Stromnetze investieren. Die Tochter Enerjisa Elektrik Dagitim hatte 2008 um rund 1,23 Mrd. Dollar das staatliche Stromnetz von Ankara und Umgebung gekauft und versorgt nach der Übernahme der Gesellschaft Ende Jänner 2009 rund 2,9 Mio. Kunden.

Durch weitere Zukäufe soll die Kundenzahl verdoppelt werden, so Hakman. Bisher hatte die Türkei 7 Stromnetze um insgesamt 3,6 Mrd. Dollar verkauft, vier weitere sollen noch veräußert werden. Enerjisa prüft, ob man für das Uludag-Stromnetz mitbieten werde, das die westlichen Industrieprovinzen Bursa, Balikesir und Yalova abdeckt, so Hakman. Die Angebotsfrist läuft bis zum 12.2.

Die Enerjisa, die 2007 vom Verbund und der Sabanci ins Leben gegründet wurde, hat im Vorjahr einen Umsatz von 2 Mrd. Lira erwirtschaftet und erwartet für 2010 einen Umsatzsteigerung um fast 1 Mrd. Lira.

Der türkische Verbund-Partner Sabanci plant nach Angaben von Hakman massiv in das Erdgasgeschäft einzusteigen. Sabanci wolle als Großhändler Fuß fassen und Anteile an den staatlichen Pipeline-Betreibern wie etwas Botas erwerben, falls sie verkauft würden. Sabanci würde auch diese Projekte gerne mit dem Verbund umsetzen, könnte sie aber auch allein oder mit einem anderen Partner realisieren, meinte Hakman.

Dazu erklärte Schurin, dass der Verbund derzeit an dem Gasgeschäft insoweit interessiert sei, um die eigenen Gaskraftwerke zu versorgen. Ein darüber hinausgehendes Engagement im Gasbereich sei derzeit kein Thema.

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