Voest baute Werk um 15,5 Mio. Euro aus

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Einziges europäisches Blechwalzwerk für Titanbleche für Luftfahrtindustrie.

Die Voestalpine hat rund 15,5 Mio. Euro in das Projekt "Pro Plate" des Spezialblech-Walzwerkes im obersteirischen Mürzzuschlag (Bild) investiert, wie am Dienstag bei einer Präsentation am Standort bekannt gegeben wurde. Mit der Investition ist man einziger europäischer Hersteller von Titanblechen, die besonders in der Luftfahrt gefragt sind. In diesem Bereich will man in den kommenden Jahren wachsen.

Gebaut wurde die neue Anlage hauptsächlich von Mitte Juli bis Mitte August. Bis dahin stand das Werk, allerdings war es auch Zeit für die Generalrevision der gesamten Anlage. Im Projekt "Pro Plate" wurden ein neues Walzgerüst - der Umbau einer Trio- auf eine Duowalze, zusätzlich zu den schon vorhandenen zwei Duowalzen - zwei Wärmebehandlungsöfen, eine Richtmaschine sowie die Modernisierung des Steuerungsstandes und die Digitalisierung der Arbeits- und Messprozesse finalisiert, sagte Geschäftsführer Helmut Ponemayer. Die Messungen von Blech-Dicken, Breiten und Konturen erfolgt nun statt wie früher manuell laser-unterstützt. Das mache ganze neue Qualitätslevel und Marktzugänge möglich.

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Weltweit führend

Voestalpine Böhler Bleche sei einer der weltweit führenden Anbieter von besonders widerstandsfähigen Blechen, so Konzernchef Franz Rotter. Europaweit sei Mürzzuschlag sogar das einzige Werk, das Titanbleche für die Luftfahrtindustrie herstellt. Titan hat vor allem wegen seines leichteren Gewichts Vorteile. "Der Umsatz im Bereich Luftfahrt liegt bei rund zehn Prozent, wir sehen da aber Wachstumsmöglichkeiten", so Ponemayer. Beliefert werden namhafte Hersteller wie Boeing, Airbus oder Embraer, geliefert werden Türrahmen für Ladeluken, Landeklappen, Fahrwerksteile, Druckbehälter oder Triebwerksaufhängungen. Die waren für den alten Airbus A320 noch ganz aus Stahl, nun sind es für die neuen A320-Typen solche aus Titan. Die Bleche aus Mürzzuschlag - angeboten werden 220 verschiedene Legierungen - kommen laut Ponemyer auch als Grundstoff für Messer- und Sägeblätter für die Metall- und Holzverarbeitung, in der Medizintechnik oder im Kunststoffformenbau etwa im Kfz-Bereich zum Einsatz.

"Bei den Titanblechen sagen viele Endkunden, ich will ein europäisches Produkt mit europäischem Vormaterial etwa aus Frankreich oder Rumänien und mit einer europäischen Wertschöpfungskette", so Ponemayer. Im Rahmen von "Pro Plate" habe man eine Titan-Richtmaschine und ein Schneidaggregat vom früheren Hersteller übernommen, der seinen Betrieb einstellte. Bei den Blechen aus Stahl oder Nickel oder Titan in verschiedenen Legierungen könne man nun mit einer Dicke zwischen 0,8 bis erstmals bis zu 150 Millimeter aufwarten. Der Einsatz reicht von der Flugzeugindustrie bis zu Werkzeugmaschinen und im Formenbau für die Herstellung von Pet-Flaschen, Bildschirmgehäusen oder Lkw-Motorhauben bis hin zu chemisch-industrieller Anwendung.

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High Performance Metal

Das Walzwerk mit einem weiteren Warmwalzwerk im nahen Hönigsberg gehört zusammen mit der Böhler Edelstahl in Kapfenberg zur voestalpine-Division High Performance Metal. Das Rohmaterial für die beiden obersteirischen Werke kommt zu 80 Prozent von der Kapfenberger Böhler Edelstahl. Hergestellt werden im Jahr rund 24.000 Tonnen Fertigprodukte von rund 520 Mitarbeitern. Bei den 31.000 Tonnen Vormaterial - zu 80 Prozent aus dem Konzern bzw. von Böhler Kapfenberg - fielen rund 7.000 Tonnen Abfall an, der komplett wiederverwertet wird. Der Transport zwischen den Werken erfolgt per Schiene und Lkw. 98 Prozent der Produkte gehen in den Export, 137 Mio. Euro Umsatz wurden im abgelaufenen Geschäftsjahr verbucht, von April 2017 bis Ende März 2018. Zur - offenbar guten - Ertragslage wollte man seitens der Geschäftsführung nichts sagen, zum Auftragsstand schon eher: "Wir sind auf allen Anlagen gut beschäftigt, wir sehen keine dunklen Wolken. Es läuft sehr, sehr gut und rund", so Ponemayer auf Befragen. Der größte Markt sei die EU und da wiederum Deutschland.

Mitarbeiter würden stetig gesucht, in den vergangenen Jahren wurde um 30 bis 40 Beschäftigte aufgestockt. "Allerdings suchen wir keine einfachen Walzhelfer mehr, sondern Operateure hochkomplexer Anlagen", so Ponemayer. Gesucht würden vor allem sogenannte betriebsnahe IT-Kräfte, aber auch Metallverarbeiter. Das Einzugsgebiet der Beschäftigten reiche bis nach Niederösterreich, in den Raum Wiener Neustadt. Frauen sind in der Produktion eher noch selten anzutreffen, zwei Damen arbeiten hier.

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