voestalpine-Chef versprüht Optimismus
10.07.2009
"Das erste und zweite Quartal werden wir Verluste machen, im Gesamtjahr aber positiv abschneiden", versprühte voestalpine-Chef Wolfgang Eder vor Journalisten erstmals seit Monaten wieder Optimismus. Die Kurzarbeit könnte im Herbst möglicherweise reduziert werden. "Wir haben die Hoffnung, dass sich die Auswirkungen für die Mitarbeiter nicht weiter verschärfen", so Eder.
Der Stahlkonzern hat den Personaleinsatz seit September 2008, inklusive Urlaubs- und Stundenabbau, um 15 Prozent reduziert. Fast 1.900 Stamm- und 2.000 Leiharbeiter wurden abgebaut, mehr als 10.000 Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, davon 6.600 in Österreich. 5.360 weitere sind dazu angemeldet (davon 3.100 in Österreich). 470 Beschäftigte gingen in Bildungskarenz, 645 verließen das Unternehmen in Richtung Stahlstiftung.
"Bodenbildung ist da"
"Die erwartete Bodenbildung ist da", stellte Eder fest. "Die Abwärtsbewegung ist zum Stillstand gekommen." Gegen Jahresende kündige sich eine leichte Aufwärtsentwicklung an. Der Auftragseingang habe sich mittlerweile - wenn auch auf niedrigem Niveau - stabilisiert. Der Linzer Stahlkocher arbeitet derzeit mit einer Auslastung von rund 70 Prozent. Bis Dezember könnten es 80 bis 85 Prozent sein. Wenn es gut läuft, "sind wir im Sommer 2010 bei rund 90 Prozent", so Eder.
Effizientes Krisenmanagement habe von September 2008 bis zum heurigen März 550 Mio. Euro Liquidität gebracht. Im jüngsten Quartal sollten nochmals rund 200 bis 250 Mio. Euro realisiert worden sein. Das werde reichen, die Verschuldung "kontrolliert zu halten". "Wir werden keine Kapitalerhöhung brauchen", erwartet Eder.
Dennoch warnt der voestalpine-Chef vor Euphorie: "Das heißt aber nur, dass es nicht mehr weiter nach unten geht - nach oben geht es noch lange nicht." Man dürfe nicht zu früh die Produktion hochfahren, sonst könne es im Herbst einen schlimmen Rückfall geben. Es bestünden international Überkapazitäten von mindestens 10 bis 15 Prozent, die dauerhaft stillzulegen seien, wiederholte er seine bereits früher erhobene Forderung. Vorübergehende Stilllegungen brächten keine Strukturbereinigung, ist Eder überzeugt.
Citigroup erwartet wieder Gewinne
Einer Branchenanalyse der Citigroup zufolge steht der voestalpine jedenfalls heuer ein schmerzlicher Jahresverlust von 243,1 Mio. Euro ins Haus - nach einem Gewinn von 554,5 Mio. Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr 2008/09. Doch schon 2009/10 sollten sich wieder Gewinne einsteleln: Die Anylsten prognostizieren einen Jahresüberschuss von 318,7 Mio. Euro. Im Jahr darauf soll er sich sogar auf 685,2 Mio. Euro mehr als verdoppeln. Die Dividendenzahlung dürfte den Einschätzungen zufolge heuer und nächstes Jahr bei 1,05 Euro je Aktie auf dem Ausschüttungswert von 2008/09 verharren, ehe sie dann 2011/12 auf 1,6 Euro angehoben wird.
Über diesen Dreijahreszeitraum stabil bleiben dürfte auch die Dividendenrendite - bei 6,2 Prozent. Erst im übernächsten Geschäftsjahr (2011/12) sei hier mit einem deutlichen Schub nach oben in Richtung 9,4 Prozent zu rechnen.
Das EBIT schrumpft heuer laut Citigroup von 1 Mrd. auf 88 Mio. Euro, bleibt aber im positiven Bereich. Schon 2010/11 soll sich das Ergebnis vor Zinsen und Steuern auf 751 Mio. Euro mehr als verachtfachen und dann im Jahr darauf mit 980 Mio. Euro wieder an der Milliarden-Grenze kratzen.
Die Verschuldung des Konzerns nach der milliardenschweren Übernahme des Edelstahlkonzerns Böhler-Uddeholm soll heuer von 4,95 auf 4,55 Mrd. Euro sinken und sich in den kommenden beiden Fiskaljahren auf 4,36 bzw. 3,97 Mrd. Euro weiter verringern. Das Kursziel der voestalpine hat die Citigroup von 17 auf 24 Euro angehoben.
Die Citigroup-Analysten gehen für 2010 von einer spürbaren Erholung der Weltwirtschaft aus. Der Stahlsektor soll von einer wieder zunehmenden Aktivität im Automobil- und Bausektor profitieren. Der Nischen-Player voestalpine sollte auch von seinen stabilen Rohstoffverträgen, die immer für ein Jahr ausverhandelt werden, profitieren. Als Manko sehen sie die voestalpine-Standorte im Landesinneren - der fehlende Meereszugang erhöhte die Transportkosten der Rohstoffe. Zum Teil werde dieser Nachteil durch die Nähe zu den Kunden kompensiert.