Die Stahldivision der voestalpine hat die Krise für den Ausbau in ihrem Werk in Linz genützt. Zuletzt wurde eine weitere Mrd. Euro in ein nunmehr so gut wie abgeschlossenes Investitionsprogramm gesteckt, das die Kapazität, die Energieeffizienz und die Umweltverträglichkeit erhöhen soll. In den kommenden Jahren stehen weitere Entscheidungen über Investitionen in Linz an. Diese macht Generaldirektor Wolfgang Eder allerdings vom politischen Umfeld - Stichwort CO2-Emissionen - abhängig.
Der voestalpine-Chef schilderte, dass der Standort in den 1950/60-er Jahren auf eine Kapazität von 2 Mio. t Rohstahl ausgelegt war, die bis 1999/2000 auf 3,7 Mio. t gewachsen ist. Dann ist das Konzept "Linz 2010" in 2 Stufen in Angriff genommen worden, in das bis 2008 zusammen mit dem normalen Investitionsprogramm insgesamt 2 Mrd. Euro geflossen sind. Anschließend wurde das Programm "L6" gestartet - der Name kommt vom Ziel, die Kapazität von 5,5 auf 6 Mio. t Rohstahl pro Jahr zu erhöhen.
Trotz Krise habe es bei den einzelnen Projekten nur geringe Verschiebungen gegeben. Teilweise sei sie richtiggehend genützt worden, etwa bei der erstmals im Winter erfolgten Neuzustellung eines Hochofens.
Der Vorstand der voestalpine Stahl GmbH, Wolfgang Lakata, stellte fest, so habe man keine Mengen verloren. Sein Unternehmen habe sich auf die künftig wieder erhöhte Nachfrage vorbereitet, während andere in der Krise Geld gespart und nicht investiert hätten.
Bei "L6" wurden neben der Zustellung der Hochöfen 5 und 6 auch die Tiegelkapazität im Stahlwerk zusammen mit neuen Stahlgießpfannen erhöht, sowie eine neue Feuerverzinkungsanlage und ein neuer Kraftwerksblock errichtet. Mit letzterem können die durch die Kapazitätssteigerung vermehrt anfallenden Hüttengase vollständig verwertet und so der externe Stromzukauf weiter verringert werden. Der Standort sei damit zu 90 % energieautark.
Linz hat Kapazitäts-Plafond erreicht
Eder berichtete, in Linz gebe es physisch keine Erweiterungsmöglichkeit mehr. Höchstens 100.000 bis 200.000 t Kapazität könnten noch "draufgesetzt" werden, hätten die Techniker erklärt. Betriebswirtschaftlich gesehen seien 6 Mio. t ohnehin das Optimum. Linz sei somit ein "Idealstandort". Der nunmehrige Personalstand von 9.800 - um 1.500 unter dem Höchststand, der Abbau sei ohne Kündigungen erfolgt - sollte auch längerfristig bleiben.
In Linz stünden bis 2015/2016 Entscheidungen über Folgetechnologien der 2020/2030 am Ende ihrer Lebenszeit stehenden Kokerei und der Hochöfen 5 und 6 mit einem Investitionsvolumen von über 1 Mrd. Euro an. Außerdem liegen Pläne für den Bau eines weiteren Stahlwerks im Osten Europas in der Schublade.
"Wenn Projekte auf Eis liegen, bedeutet das, dass sie grundsätzlich nicht tot sind", erklärte Eder. Bestimmend seien allerdings die langfristige Planungssicherheit - etwa einheitliche Umweltrichtlinien zumindest in Europa oder besser noch global sowie Steuersysteme - und die Entwicklung der Konjunktur.
"Wir fahren mit allem, was wir haben, also Auslastung 100 %". Doch: "Wir können es nicht ganz glauben, dass die Krise beendet ist", Rückschläge seien möglich. Bis zum genannten Zeitpunkt habe das Unternehmen wieder finanziellen Spielraum, die Schulden aus der Übernahme des Edelstahlkonzerns Böhler-Uddeholm sollten abgebaut sein.