2018 stehen teure Hochofen-Reparatur sowie der Bau der Wasserstoffpilotanlage in Linz und das neue Edelstahlwerk in Kapfenberg an.
Der oberösterreichische Stahl- und Technologiekonzern voestalpine geht konjunkturell vorerst mit viel Rückenwind ins neue Geschäftsjahr 2018/19. Nach dem Gewinnschub 2017/18 kann das Ergebnisniveau heuer bestenfalls gehalten werden, eine weitere Steigerung ist vorerst nicht drin. Doch zunächst stockt der Konzern seine Dividende für das abgelaufene Fiskaljahr von 1,10 auf 1,40 Euro je Aktie auf.
Das florierende Geschäft wirkte sich auch auf die Jobs bei der voestalpine aus: "Wir haben noch nie so viele Menschen beschäftigt wie Ende des Geschäftsjahres", sagte der scheidende Konzernchef Wolfgang Eder bei der Bilanzpräsentation in Wien. Die Zahl der Mitarbeiter stieg gegenüber dem Jahr davor um 3,9 Prozent auf weltweit 51.621 (Vollzeitäquivalent) - rund 23.000 davon arbeiten in Österreich.
"Wir werden uns sicher nicht auf dem sehr guten Geschäftsjahr 2017/18 ausruhen und sehen eine anhaltend starke globale Marktdynamik", so Eder. Asien boome weiterhin, Europa sei stark, die USA seien volatil. Zwei Drittel (66 Prozent) ihres Umsatzes machte die voestalpine vergangenes Jahr in der Europäischen Union, 14 Prozent im NAFTA-Raum (USA, Kanada, Mexiko) und 8 Prozent in Asien, vor allem China.
Das wirtschaftliche Umfeld sei insgesamt nach wie vor intakt. "Die Auftragsbücher sind bis Herbst voll." Das große Risiko stellten die internationale Handelspolitik und die Geopolitik dar, betonte Eder unter Verweis auf den Protektionismus in den USA, also die Strafzoll-Politik, und diverse Probleme innerhalb der EU wie etwa "den noch nicht ganz ausgestandenen Brexit". "Wenn nicht politisch dramatische Dinge passieren, sollte es möglich sein, wieder auf ein EBITDA-Niveau wie 2017/18 zu kommen", so die operative Gewinnerwartung Eders.
Eine Reihe von Großprojekten dominiert derzeit das Geschehen innerhalb des Konzerns - kürzlich war Baustart der weltweit größten Pilotanlage für "grünen" Wasserstoff in Linz , in Vollbetrieb soll diese nächstes Frühjahr sein. "Im Februar oder März wird es dort losgehen und wir versuchen herauszufinden, wie die Stahlproduktion der Zukunft aussieht", sagte der Steel-Division-Vorstand und designierte Nachfolger Eders an der Konzernspitze per Juli 2019, Herbert Eibensteiner. "Das wird ein Forschungsprojekt für die nächsten 20 Jahre." Ziel ist es, die CO2-Emissionen bei der Stahlproduktion zu senken. Koks und Kohle sollen als Energieträger langfristig ersetzt werden.
Weiters erfolgte im April der Spatenstich für das volldigitalisierte Edelstahlwerk im steirischen Kapfenberg , in das bis zu 350 Mio. Euro an Investitionen fließe. 2021 soll die Fabrik mit einer Kapazität von 205.000 Tonnen Spezialstahl pro Jahr in Betrieb gehen. "In Summe investieren wir in Kapfenberg rund 500 Mio. Euro in fünf Jahren", umriss Vorstand Franz Rotter, der den Unternehmensbereich High Tech Performance Division (Edelstahl) leitet, das gesamte Volumen.
Daneben wird das Geschäft der voestalpine heuer vorübergehend durch die turnusmäßige Hochofen-Reparatur in Linz gebremst. Diese werde sich "im zweiten Quartal auswirken", räumte Eder ein. Über den Sommer steht der Betrieb über drei Monate ("100 Tage") still. Ein großer Hochofen sei alle zwölf Jahre zu reparieren. Kostenpunkt: in etwa 180 Mio. Euro. "Wir rechnen damit, dass wir die negativen Effekte der Reparatur kompensieren können", sagte der CEO. Dank der immer noch "tragfähigen Konjunktur" soll der Ausfall "durch eine bessere Entwicklung in anderen Bereichen" wettgemacht werden. Auf die Hochofen-Zustellung hat sich die Voest laut Eibensteiner lange vorbereitet: Mit Liefereinschränkungen wird nicht gerechnet. "Es ist alles vorproduziert."
Finanziell sieht sich die voestalpine "im Moment sehr stabil aufgestellt", sagte Finanzvorstand Robert Ottel: Trotz Investitionen von im Schnitt 800 Mio. bis 1 Mrd. Euro pro Jahr erhöhte sich das Eigenkapital im abgelaufenen Jahr auf einen Höchststand 6,6 Mrd. Euro - bei einer Nettofinanzverschuldung von 3,2 Mrd. Euro. Die Gearing Ratio (Nettofinanzverschuldung im Verhältnis zum Eigenkapital) verbesserte sich demnach zum Ende des Geschäftsjahres (31. März) im Jahresabstand von 53,2 auf 45,7 Prozent.
Doch laut Eder "kann man gar nicht genug Geld in der Kasse haben". Denn in der Stahlherstellung stehe man "vor den großen Herausforderungen des Technologieschwenks", sagte der voestalpine-Chef. "Wir haben Stahlstandorte, die in den nächsten maximal 20 Jahren technologisch völlig umgerüstet werden müssen - mit Technologien, die es eigentlich noch nicht gibt, die wir entwickeln."