Beide Seiten wollen eine lähmende Prozesslawine abwenden, hieß es.
Bei der AUA (Austrian Airlines) wird versucht, gesichtswahrend aus dem erbittert geführten Streit um das künftige Entlohnungs- und Pensionsschema herauszukommen. Schon vorige Woche war zwei Tage und Nächte lang verhandelt worden, an diesem Wochenende folgten Krisentelefonate. Auch jetzt wird weiter um Kompromisse gerungen. Dass ein unterschriftsreifer neuer Kollektivvertrag seit letzter Woche nur mehr der letzten Unterschriften der Gewerkschafter bedürfe, wurde am Dienstag von Arbeitnehmern und Arbeitgebern erneut bestritten.
Beide Seiten wollen eine lähmende Prozesslawine abwenden, hieß es am Dienstag. Die Kontakte liefen abseits der Scheinwerfer.
Die AUA-Pilotenvertreter haben am gestrigen Montag in einer Betriebsversammlung den Betriebsübergang von "Austrian" auf "Tyrolean" in der vom Vorstand betriebenen Form abgelehnt, sie konnten sich aber unter bestimmten Voraussetzungen eine Zusammenführung der beiden Betriebe vorstellen.
Hoffen auf "Neueintretende"
Die AUA-Spitze rechnete sich aus, mit dem zunächst angeblich bis zu 160 Mio. Euro teuren Betriebsübergang von AUA auf Tyrolean teure Pensionsprivilegien zu kappen, automatische Vorrückungen streichen zu können und längere Arbeitszeiten für ihre Piloten durchzusetzen. Mit einem solchen Übergang wären alle wechselnden AUA-Bordbeschäftigten "Neueintretende" bei der fürs Unternehmen um 25 Prozent billigeren Tyrolean.
Dem Vernehmen nach sorgten sich zuletzt aber auch Tyrolean-Leute vor Einschnitten. Denn werden die Kündigungen des alten AUA-KV (durch das Management) und des Tyrolean-KV (durch die Gewerkschaft) nicht im letzten Moment zurückgenommen, muss nach Ablauf der Nachwirkungsfristen ohnedies ein ganz neues KV-Gerüst verhandelt werden.
Die Lufthansa erwartet von der Tochter AUA, demnächst zu berichten, wie es mit der Gesellschaft in Österreich weitergehen kann. Eine solche Bestandsprognose ist in einer der nächsten Aufsichtsratssitzungen der deutschen Mutter vorzulegen.
Widerstand
Die Lufthansa ist derzeit auch in Deutschland mit Widerstand der Gewerkschaften konfrontiert. Kernpunkte der Kritik sind das neue massive Sparpaket und der vom Unternehmen geplante Einsatz von Leih-Angestellten. An Löhne und Altersversorgung will die Lufthansa auch bei ihren deutschen Operationen ran. Daher sehen einige Piloten der AUA in Wien, dass die österreichische Tochter hier den Versuchsballon starten sollte. Die Gewerkschaft bangt in Deutschland wegen des Sparprogramms um 5.000 Lufthansa-Jobs und wirft dem Management vor, den Leuten Angst machen zu wollen.