Ban Ki-moon will Zypern-Gespräche antreiben
01.02.2010
Der UN-Generalsekretär will Verhandlungen zur Wiedervereinigung der drittgrößten Mittelmeerinsel einen neuen Schub geben. Am 31. Jänner wollte der Koreaner die beiden politischen Führer - Demetris Christofias von der griechischen und Mehmet Ali Talat von der türkischen Volksgruppe - ermutigen, ihre intensiven Gespräche fortzusetzen.
Obwohl die Gespräche seit September 2008 andauern, gibt es noch viele Fragen die völlig ungelöst sind. Die Erwartungen auf der Insel sind gedämpft und die Presse reagiert zurückhaltend. "Bans Besuch ist ban(al)" titelte die türkisch-zypriotische Zeitung Vatan.
Die griechisch-zypriotische Presse wertete, der Besuch finde statt, um die Gespräche zu beschleunigen, damit es einen Lösungsvorschlag bis Anfang April gibt. Danach sollen die beiden Volksgruppen den Plan in getrennten Volksabstimmungen billigen. Sollte es bis April keine Lösung geben, dann könnten die Gespräche nach Einschätzung von Diplomaten noch mehr ins Wanken geraten.
Präsidentenwahlen am 18. April
Im türkischen Norden werden am 18. April Präsidentenwahlen stattfinden. Umfragen deuten darauf hin, dass der gemäßigte Führer der türkischen Zyprioten, Mehmet Ali Talat, von dem als Hardliner geltenden bisherigen Ministerpräsidenten, Dervis Eroglu, ersetzt werden könnte. Dieser spricht sich offen für zwei Staaten auf Zypern aus.
Zypern gehört seit dem 1. Mai 2004 zur Europäischen Union. Das EU-Recht gilt aber vorerst nur im griechisch-zypriotischen Süden der Mittelmeerinsel. Die Türkische Republik Nordzypern wird ausschließlich von der Türkei anerkannt. Die Mittelmeerinsel ist seit bald 36 Jahren geteilt.
1974 waren türkische Truppen nach einem vom damaligen griechischen Militärregime in Athen inszenierten Putsch gegen den zypriotischen Präsidenten Erzbischof Makarios auf der Insel gelandet, um deren Anschluss ("Enosis") an Griechenland zu verhindern. Sie besetzten 37,5 % des Inselterritoriums. Die dort später einseitig ausgerufene Türkische Republik Nordzypern (KKTC) wird nur von Ankara anerkannt.