Baubranche befürchtet für 2010 massive Einbrüche
13.11.2009
Heuer konnten noch Auftragsrückstände aus dem "sehr erfolgreichen Bauwirtschaftsjahr 2008" abgearbeitet werden. Auch das eingeleitete Konjunkturpaket der Regierung, vorgezogene Projekte und die Förderung der thermischen Sanierung setzten ein großes Bauvolumen in Gang. "Für 2010 sieht es aber wirklich schlecht aus, weil es keine Mitnahmeeffekte mehr geben wird, was die Auftragsstände betrifft", sagt der Bundesinnungsmeister der Bundesinnung Bau, Hans-Werner Frömmel.
"Wir befürchten, dass schon im Jänner und im Februar jeder 4. Arbeitslose in Österreich ein Bauarbeiter sein wird und dass wir an die 100.000 kommen werden", sagte der stv. Vorsitzende der Gewerkschaft Bau-Holz, Josef Muchitsch.
Die Arbeitslosigkeit in der Branche ist im gesamten Jahr immer über dem Durchschnitt gelegen: "Im Oktober waren um 27,9 % mehr Bauarbeiter arbeitslos als im Vorjahresmonat", so der Gewerkschafter. Österreichweit hat die Arbeitslosigkeit mit einem Zuwachs von 21,1 % weniger deutlich zugelegt.
Kritik an den Banken, Hoffnung auf weitere Konjunkturpakete
Massive Kritik üben die Bauleute an den Banken: Es sei fast nicht möglich, Privatkapital in Projekten einzusetzen, weil die Banken hohe Zuschläge und extrem hohe Eigenkapitalraten verlangen, kritisiert Frömmel. "Da laufen wir im Moment gegen eine Wand und ich glaube, dass wir den Finanzminister um Unterstützung bitten müssen." Vor ein paar Jahren sind etwa im Projektgeschäft von den Finanzinstituten 25-30 % Eigenkapital gefordert worden, jetzt sind es 50-60 %.
Die Baufirmen hoffen nun auf weitere Initiativen von der Regierung - vor allem auf die Förderung der thermischen Haussanierung und die vollständige Umsetzung der Konjunkturpakete I und II. Wirtschaftsminister Mitterlehner hat bereits gesagt, dass die thermische Sanierung auch in der Klimainitiative 2012-2020 Niederschlag finden wird - "bloß was passiert bis 2012?", sorgt sich Muchitsch.
Die Sanierung von Ein- und Mehrfamilienhäusern sollte künftig auf ein
Fördervolumen von jährlich 304 Mio. Euro verdreifacht werden, schlägt Robert
Schmid vom Fachverband der Stein- und Keramischen Industrie vor. Dadurch
würden Investitionen im Ausmaß von 2 Mrd. Euro ausgelöst und 21.500
Arbeitsplätze gesichert. Auch die Energie- und Klimaschutzziele 2012 (Kyoto)
und 2020, die im Dezember in Kopenhagen fixiert werden, würden damit
erreicht.
Der Staat hätte auch etwas davon: "200 Mio. Euro mehr
Lohnsteuer und 306 Mio. Euro mehr an Umsatzsteuer könnte der Finanzminister
lukrieren, 244 Mio. Euro mehr würden an Sozialversicherungsbeiträgen
hereinkommen", so Schmid. Zudem ersparte sich der Staat 295 Mio. Euro an
Arbeitslosengeld.
2009 sind von den 100 Mio. Euro an Bundesförderung für die thermische Sanierung 64 Mio. Euro auf private und 36 Mio. Euro auf gewerbliche Projekte entfallen. Das Förderpaket hat heuer Investitionen von mindestens 650 Mio. Euro ausgelöst und 7.000 Arbeitsplätze geschaffen.