Wegen wegbrechender Steuereinnahmen in der Wirtschaftskrise hat Großbritannien überraschend bereits im Jänner Schulden aufnehmen müssen und damit Sorgen über ausufernde Defizite genährt. In normalen Zeiten kann sich der britische Staat im Jänner auf Überschüsse einstellen, da in diesem Monat sowohl die Einkommensteuer als auch die Firmensteuern fällig werden.
Wie das Nationale Statistikamt am Donnerstag mitteilte, schrieb der Staat nun zu Jahresbeginn erstmals seit Beginn der entsprechenden Aufzeichnungen im Jahr 1993 rote Zahlen: Die Nettokreditaufnahme lag demnach im vergangenen Monat bei 4,339 Mrd. Pfund (knapp 5 Mrd. Euro). Die Nachricht schockte die Märkte, die das Pfund gegenüber dem Euro und dem Dollar abstraften. Dahinter steht die Sorge, dass Großbritannien sein Defizit nicht in den Griff bekommen könnte.
Für das laufende Haushaltsjahr wird mit einem Rekord-Fehlbetrag von mehr als zwölf Prozent des Bruttoinlandsprodukts gerechnet. Damit wäre Großbritannien nicht weit entfernt von den tiefroten Zahlen Griechenlands, dem größten Defizitsünder der Euro-Zone. Insgesamt türmt sich bereits ein Schuldenberg von fast 60 % des BIP auf, der damit aber nur knapp halb so hoch wie die Schuldenstandsquote Griechenlands ist.
Die oppositionellen Konservativen, die bei den Unterhauswahlen im Mai als Favoriten gelten, befürchten, dass das Land ähnlich wie Griechenland von den Rating-Agenturen herabgestuft werden könnte. Damit würde sich auch die Finanzierung an den Kapitalmärkten verteuern. Ökonom Jonathan Loynes von Capital Economics sieht diese Gefahr vorerst nicht.
Allerdings müsse die Regierung trotz der aufgehellten Konjunkturaussichten ihre Anstrengungen zur Haushaltssanierung forcieren: "Es ist klar, dass ein glaubwürdigerer Plan erforderlich ist, wie die öffentlichen Finanzen wieder ins Lot gebracht werden können."