China hat mit Dollar-Käufen den Höhenflug des Yuan gestoppt. Die Währung büßte am Dienstag die Hälfte der Kursgewinne vom Wochenbeginn wieder ein, die sie auf ein Fünf-Jahres-Hoch getrieben hatten. Die Yuan-Reform werde "schrittweise und kontrolliert" erfolgen, kündigte ein Sprecher des Außenministerium an. An den Finanzmärkten sorgte die Währungspolitik für Verunsicherung: Der Euro und viele Aktienmärkte gerieten unter Druck.
Für einen Dollar mussten 6,8136 Yuan bezahlt werden - am Montag waren es lediglich 6,7980. Gedrückt wurde der Kurs durch große staatseigene Banken. Sie tauschten am Devisenmarkt den Yuan gegen Dollar ein, was den Kurs der eigenen Währung um 0,23 % fallen ließ. "Das scheint eine neue Strategie zu sein", sagte der Händler einen europäischen Bank in Shanghai. "Die Zentralbank muss nicht am Markt intervenieren, kann aber das Tempo der Yuan-Aufwertung kontrollieren, in dem sie Angebot und Nachfrage regelt."
China signalisierte damit, seine Währung nur langsam aufzuwerten. "Die Frage ist, wie weit der Yuan klettern kann", sagte der Händler einer amerikanischen Bank. "Wir sind sicher, dass die Zentralbank Grenzen festgelegt hat." Erst am Wochenende hatte sie nach fast zwei Jahren die feste Bindung seiner Währung an den Dollar gelockert. Daraufhin legte der Yuan am Montag um gut 0,4 % zu. Das war der größte Kursanstieg seit fünf Jahren.
Der Yuan-Kurs ist nicht völlig freigegeben, sondern darf sich nur in einem Bereich von 0,5 % um den von der Zentralbank täglich neu festgelegten Referenzkurs bewegen. Am Dienstag hatte die Notenbank aber einen Referenzkurs auf Höhe des Schlusskurses vom Montag gesetzt und damit theoretisch Platz für eine weitere Aufwertung von bis zu 0,5 % gelassen.
Am Montag hatte die lang erhoffte Flexibilisierung vielerorts für steigende Aktienkurse gesorgt, am Dienstag bestätigte sich dieser Trend aber nicht. Je stärker der Yuan ist, desto billiger kann China Waren importieren. Gleichzeitig verliert der Exportweltmeister gegenüber den Konkurrenten an Wettbewerbsfähigkeit, weil seine Produkte teurer werden. Die Volksrepublik ist für die exportabhängige deutsche Wirtschaft der am schnellsten wachsende Auslandsmarkt.
Entsprechend sorgte der Zickzack-Kurs der Zentralbank für Ernüchterung: Der Dax notierte ein Prozent tiefer bei 6.233 Punkten. Händlern zufolge belastete auch die Unklarheit über Chinas Währungspolitik die Kurse. Der Euro konnte sein am Vortag erreichtes Vier-Wochen-Hoch nicht halten und rutschte ebenfalls ab.
Experten gehen aber davon aus, dass der Yuan trotz möglicher Rückschläge langfristig aufwerten wird. "Wir dürften von Tag zu Tag Bewegungen in beide Richtungen sehen", sagte Brian Jackson von der Royal Bank of Canada. "Aber wir denken, dass der Yuan in den kommenden Wochen und Monaten grundsätzlich zum Dollar aufwerten wird."
China strebt einen freieren Währungsmarkt an. Die nun wieder möglichen Kursschwankungen sind ein Schritt dahin. Sie sollen die heimischen Unternehmen darauf vorbereiten, mit Kursveränderungen umzugehen und sich gegen allzu starke Ausschläge abzusichern. Ziel ist es, bis zu Jahr 2020 Shanghai zu einem weltweiten Finanzzentrum zu machen.
Bereits 2005 wurde eine Aufwertungsphase eingeleitet. 2008 wurde der Yuan aber wieder fest an den Dollar gekoppelt, um den chinesischen Exporteuren in der weltweiten Wirtschaftskrise etwas Luft zu verschaffen. Dies hatte China scharfe Kritik der USA eingebracht. Die Regierung in Washington wirft dem ostasiatischen Land vor, sich auf Kosten anderer Staaten unzulässige Wettbewerbsvorteile zu verschaffen.
Vor dem G-20-Gipfel der führenden Industrie- und Schwellenländer am Wochenende in Toronto muss China seine Kritiker noch davon überzeugen, dass nun ein ernsthafter Schritt hin zu mehr Flexibilität eingeleitet wurde. "Wir sind ermutigt, aber wir beobachten den Prozess weiter", sagte ein Sprecher der US-Regierung.