Trotz Wirtschaftskrise wird China in diesem Jahr die USA als größter Automarkt der Welt überholen. Der Absatz ist durch das Konjunkturprogramm und Steuernachlässe für kleinere Wagen massiv angekurbelt worden. "Der chinesische PKW-Markt erlebt einen Boom mit teilweise über 30 Prozent Wachstum, was es selbst in den besten Jahren nicht gegeben hat", sagte Winfried Vahland, China-Chef von Volkswagen.
Alle drei lokal produzierten Marken des chinesischen Marktführers - Volkswagen, Audi and Skoda - erzielten Absatzrekorde. "Wir sind derzeit ausverkauft und arbeiten daran, unsere Produktionskapazitäten zu erweitern", sagte Vahland, der in diesem Jahr mit einem "gut zweistelligen" Wachstum für Volkswagen rechnet.
Anstelle einer Abwrackprämie wie in Deutschland oder den USA hat in China besonders eine Halbierung der Verkaufssteuer auf fünf Prozent für Autos mit weniger als 1,6 Liter Hubraum den Absatz gefördert. Der Verkauf von Kleinwagen stieg in der ersten Jahreshälfte um 45 Prozent.
Besonders im rückständigen Westen des Landes, wo noch viel Nachholbedarf ist, war die Nachfrage groß. Die Regierung geht davon aus, dass bis Jahresende 12 Mio. Fahrzeuge verkauft werden, ein Anstieg um 28 Prozent. In den USA dürften es nur 10 Mio. sein.
Obwohl große Limousinen nicht gefördert werden, läuft das Geschäft auch für Mercedes bestens. "Wir blicken sehr positiv auf den gesamten Automarkt in China", sagte Ulrich Walker, Daimler-Chef für Nordostasien. Die Stuttgarter verkauften in den ersten sieben Monaten 49 Prozent mehr und wollen auch ihre Kapazität ausbauen. "China wird ein immer wichtigerer Pfeiler für Daimler." Die globale Strategie werde stärker auf China ausgerichtet - dem heute schon fünftgrößten Markt für Mercedes. Noch 2007 rangierte China auf Platz 14.
Nirgendwo in der Welt werden heute so viele Luxusschlitten der S-Klasse verkauft, obwohl sie immerhin zwischen 930.000 und 2,6 Mio. Yuan (zwischen 94.264 und 263.534 Euro) kosten - umgerechnet 95.000 bis 266.000 Euro. Indirekt profitiert auch hier der Autoabsatz vom Konjunkturprogramm, das für reichlich Liquidität sorgt. Es hat dem Aktienmarkt einen Boom und den Anlegern schöne Kursgewinne beschert: "Unsere Kunden verdienen Geld", sagte Walker.
Allerdings wird das Geld in China nicht ewig sprudeln. Die massive Kreditvergabe der Banken wird schon langsam zurückgefahren. Die Regierung warnt angesichts der rapiden Expansion der Autoindustrie vor Überkapazitäten. "Wenn das Marktwachstum angesichts ausbleibender Anreize und Ungewissheit über die Zukunft langsamer wird, könnte es sehr wahrscheinlich ein Überangebot in der Autoindustrie geben", warnte Chen Bin von der Reform- und Entwicklungskommission.
Volkswagen-Chef Vahland lässt sich nicht beirren: "Wir glauben, dass der chinesische PKW-Markt auch 2010 weiter wachsen wird, allerdings langsamer als 2009." Immerhin gibt es in China bisher nur 34 Fahrzeuge pro 1.000 Einwohner.
In Deutschland sind es 575. Auch verweisen Marktforscher darauf, dass Chinas Wirtschaft nicht nur in der Krise ein Wachstum von 7 bis 8 Prozent erreiche, sondern auch künftig stetig wachsen werde. Wegen der großen Zahl der Verbraucher im Milliardenreich, des erwarteten Anstiegs der Einkommen und der veränderten Lebensweisen sagt eine jüngste Studie einen Absatz von 16 Mio. Fahrzeugen für das Jahr 2012 in China voraus.