Das Land mit dem boomenden Pkw-Markt will der Autokonkurrenz aus aller Welt bei der Elektromobilität bald den Rang ablaufen. Dazu investiert die Regierung massiv Geld.
"Bei Verbrennungsmotoren können die Chinesen technologisch kaum noch aufholen", sagt Autoexperte Christian Malorny von der Unternehmensberatung McKinsey. Deshalb setzten sie auf Elektroautos. "Da ist das Rennen offen. Da wittern sie ihre Chance auf dem Weltmarkt." Sein Kollege Ralf Kalmbach von Roland Berger rechnet damit, dass batteriebetriebene Fahrzeuge schon in drei bis fünf Jahren in China weit verbreitet sein werden.
Viele Rahmenbedingungen sprechen nach Ansicht von Fachleuten dafür: Der Automarkt bietet großes Wachstumspotenzial, die Pkw-Nutzung konzentriert sich auf Ballungsräume, und bei der Forschung an Lithium-Ionen-Batterien, mit denen Elektroautos betrieben werden, sind die Chinesen vorn dabei. Zudem hat sich die Politik den Führungsanspruch bei Elektromobilität auf die Fahnen geschrieben.
Die Regierung kündigte vor ein paar Monaten an, in den kommenden Jahren insgesamt 33 Mrd. Euro in die Entwicklung "grüner" Technik investieren zu wollen. Jeweils die Hälfte davon soll in Hybrid- und in Elektrofahrzeuge fließen. Käufer sollen mit Subventionen von gut 6.500 Euro je Elektroauto gelockt werden.
Daimler-Entwicklungschef Thomas Weber fordert ähnliche Unterstützung auch in Deutschland. Der Kaufanreiz dürfe nicht unter dem weltweiten Standard liegen. Zudem sei weiter Forschungsförderung nötig: "Das 500-Millionen-Programm, das 2012 ausläuft, muss man unbedingt verlängern, mindestens bis 2015." Bis dahin will China den Absatz von Autos mit "grüner" Technik auf 15 Mio. Wagen steigern, 1,5 Millionen sollen elektrisch betrieben werden. Zum Vergleich: In Deutschland sollen erst 2020 eine Million Autos mit Strom fahren - und schon dieser Plan gilt als ehrgeizig.
Die großen deutschen Hersteller haben sich trotzdem vorgenommen, in der Elektromobilität führend zu werden. Volkswagen-Chef Martin Winterkorn, der dieses Ziel 2018 erreichen will, sagt, der Erfolg in China sei entscheidend für den weltweiten Erfolg des batteriebetriebenen Fahrens. Ähnlich sieht es BMW-Vorstandsvorsitzender Norbert Reithofer: "Für Elektromobilität gibt es keine nationalen Märkte. Wir müssen global denken." Die Münchner wollen 2013 ihr erstes batteriebetriebenes Serienauto, einen Cityflitzer, auf den Markt bringen. Wo, lassen sie zwar offen, aber China steht ganz oben auf der Liste.
Konkurrent Daimler konzentriert sich gleich auf den weltgrößten Automarkt. Die Stuttgarter bauen gemeinsam mit dem lokalen Hersteller Build Your Dreams (BYD) ein Elektrofahrzeug für China, das ebenfalls 2013 an den Start gehen soll. Der chinesische Batterie- und Autobauer selbst bringt schon 2010 in seiner Heimat ein Elektroauto - und will es noch vor Jahresende auch in den USA verkaufen. Schätzungsweise 30 chinesische Hersteller entwickeln derzeit alternative Antrieben.
Mit dem Ausbau der Elektromobilität will China in den nächsten Jahren die Abhängigkeit vom Erdöl verringern. Zudem werden - angesichts steigender Umweltbelastung gerade in den Millionenstädten - auch dort die Abgasvorschriften immer strenger. "Das ist eine Falle für große Fahrzeuge", sagt Autoexperte Kalmbach von der Unternehmensberatung Roland Berger. "Die deutschen Premiumhersteller sind auch deshalb gezwungen, Modelle mit Elektroantrieb anzubieten."