Schon jetzt ist Chinas Engagement in Afrika nicht mehr zu übersehen. Auf dem Kontinent mit der oft katastrophalen Infrastruktur kommen die Bauprojekte chinesischer Ingenieure vielen Afrikanern gelegen.
In Nairobi rühmt seit kurzem ein Torbogen auf der nun ausgebauten und weitgehend schlaglocharmen Flughafenstraße die kenianisch-chinesische Freundschaft. Im Kongo, wo sich China mit Milliardenkrediten Schürfrechte für die reichen Rohstoffvorkommen des Landes gesichert hat, entstehen mit chinesischer Hilfe Straßen und Eisenbahnen. Nun plant das Land der Mitte neue Hilfen für Afrika - um die Zusammenarbeit auszubauen und sich Zugang zu Ressourcen zu sichern.
Chinas Regierungschef Wen Jiabao wird auf dem China-Afrika-Forum (FOCAC) am Sonntag und Montag im ägyptischen Badeort Scharm el Scheich weitere Unterstützung für die nächsten Jahre ankündigen. An dem Spitzentreffen nehmen außer Wen Jiabao auch Ägyptens Präsident Hosni Mubarack und weitere afrikanische Staats- und Regierungschefs teil. Auch 700 Unternehmer werden anreisen. Der Gipfel wird einen Aktionsplan für die Kooperation bis 2012 verabschieden.
Auch in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba haben schon chinesische Ingenieure gewirkt. In gut einem Jahr Bauzeit entstand hier eine vierspurige Ringstraße, die den Lastwagenverkehr endlich aus der Innenstadt vertrieb. Auch die Mehrzahl der Arbeiter für das Projekt kam aus China. "Selbst Baumaterialien wie Zement wurden per Schiff geliefert", erzählt ein deutscher Entwicklungshelfer, der aus seinem nahe gelegenen Büro die Baufortschritte beobachten konnte.
Doch immer wieder wird auch Kritik an sozialen Standards und dem Umweltschutz bei chinesischen Projekten laut. Besonders stößt die Kooperation mit Diktatoren auf Widerstand, deren Regime mit chinesischem Geld stabilisiert werden. Auf sudanesischen Ölfeldern etwa gerieten wiederholt chinesische Arbeiter ins Ziel von Darfur-Rebellen - denn mit dem Geld aus der Ölförderung finanziert die Regierung in Khartum unter anderem den Kampf gegen die Aufständischen. Dorfbewohner aus der Ölförderregion wurden ohne Entschädigung umgesiedelt und klagen heute über verschmutztes und ungenießbares Trinkwasser.
Empörung erntete im Oktober auch das 7 Mrd. Dollar umfassende Rohstoffgeschäft mit dem Militärregime in Guinea, wo Soldaten erst im September 157 Demonstranten erschossen hatten, die Demokratie und Bürgerrechte gefordert hatten. Doch so mancher afrikanische Staatschef mit zweifelhaften Regierungsmethoden dürfte die chinesischen Geschäftspartner gerade deshalb westlichen Investoren vorziehen: Keine lästigen Fragen nach Menschenrechten, keine Forderung nach guter Regierungsführung.
Chinesische Investitionen, Kredite und Hilfen von 50 Mrd. Dollar
"Chinas Hilfe für Afrika orientiert sich an Afrikas Bedürfnissen, ohne dass politische Bedingungen gestellt werden", sagte Chinas Vizehandelsminister Chen Jian. Nach unbestätigten Schätzungen belaufen sich chinesische Investitionen, Kredite und Hilfen auf insgesamt 50 Mrd. Dollar, doch keiner weiß es genau.
Mehr als 35 afrikanische Staaten erhalten chinesisches Geld, vor allem Nigeria, Angola, Sudan und Äthiopien. Trotz der großen Bedeutung der chinesischen Finanzierung von Infrastrukturprojekten beklagen Entwicklungshilfeorganisationen häufig mangelnde Transparenz. Auch die Weltbank kritisierte, über die Höhe und genaue Verwendung der Zahlungen werde wenig bekannt.
Seit dem vorigen China-Afrika-Gipfel in Peking hat China nach eigenen Angaben alle vor drei Jahren gemachten Versprechen erfüllt: Fünf Milliarden US-Dollar an Vorzugskrediten, Schuldenerlasse und der Aufbau eines Fonds mit fünf Milliarden US-Dollar zur Förderung von Investitionen. Der Handel zwischen China und Afrika verdoppelte sich in nur zwei Jahren auf 106 Mrd. Dollar im Jahr 2008.
China exportierte im vergangenen Jahr Waren im Wert von rund 34 Mrd. Euro auf den afrikanischen Kontinent und importierte für 38 Mrd. Euro - vor allem Öl und Rohstoffe. 30 % seiner Ölimporte stammen aus Afrika, 80 Prozent des Kobalts und 40 % des Mangans. Mit Abstand größter Handelspartner ist Angola, gefolgt von der Republik Kongo, Guinea, dem Sudan und Südafrika.