Der Kreditversicherer Coface hat die Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft 2010 auf 3 % angehoben. Global betrachtet ist die Wirtschaftskrise beendet.
Coface prognostiziert ein Wachstum für die Weltwirtschaft 2010 in der Höhe von 3 %. Diese Berechnung kaschiert jedoch große Unterschiede vor allem zwischen den USA – sie kommen für 26 % des weltweiten BIP auf – und der Eurozone, die für 21 % des weltweiten BIP verantwortlich ist.
"Global betrachtet kann man die Wirtschaftskrise als beendet bezeichnen“, sagt Martina Dobringer, Generaldirektorin Coface Austria & Coface Central Europe. "Vorausgesetzt, dass die weitere Entwicklung dem heutigen Trend folgt. Denn die Krise ist noch nicht in allen Ländern vorbei. Griechenland, Spanien, Portugal, Irland und das Baltikum sind nach wie vor betroffen und bergen ein beträchtliches Risikopotential.“
Am schnellsten wachsen die Schwellenländer und viele Industrienationen wie die USA, Kanada, Australien und Neuseeland erholen sich deutlich rascher als Europa. Diese Länder exportieren Rohmaterialien und profitieren von der Erholung in Asien. Kanada, Australien und Neuseeland werden daher wieder mit A1 bewertet, dem gleichen Rating, das sie auch vor der Finanzkrise hatten. In diesen Ländern ist das Zahlungsverhalten auf einem sehr zufriedenstellenden Niveau und die Insolvenzen gehen zurück.
Europäischer Wirtschaftsmotor stottert
Die anhaltend gute Wirtschaftslage in den USA im 1. Quartal 2010 (Wachstum 3,2%) hat Coface dazu veranlasst, die Prognose für das Wachstum auf 2,3 % nach oben zu korrigieren. Das Rating A2 wurde auf die positive Watchlist gesetzt. "Trotz vielversprechender Signale, vor allem die Erholung der Exporte in Schwellenländer, sind die USA noch nicht auf Vorkrisenniveau“, sagt Dobringer. „Wir fürchten eine Verlangsamung der Wirtschaft im Jahresverlauf aufgrund des Nachlassens der positiven Auswirkungen der Budgetanreize.“
Das Wirtschaftswachstum in der Eurozone im 4. Quartal 2009 war ernüchternd und gespalten. Während Länder wie Frankreich, Deutschland und Österreich wieder einigermaßen positive Tendenzen aufweisen, gibt es nach wie vor in einigen Ländern Probleme.
Coface hat daher die Wachstumsprognose auf 0,8 % nach unten korrigiert. Die Wirtschaftstätigkeit in der Eurozone hat sich abgeschwächt und die Erholung läuft schlechter an als in anderen Regionen. Gründe dafür sind die unterschiedlichen Wachstumstreiber in den einzelnen Ländern:
- Die traditionell großen Exporteure (Deutschland, Niederlande) vertrauen auf die ausfuhrorientierten Investitionen von Unternehmen. Die Exporte werden jedoch nur schwach wachsen, da die Nachfrage bei den Europäischen Partnern nicht sehr dynamisch sein wird.
- Frankreich und Italien werden vom privaten Konsum angetrieben. Dieser wird aufgrund der schlechten Arbeitsmarktsituation nur leicht positiv ausfallen.
- Für Griechenland und Spanien wird sich der Rückgang aller Nachfragekomponenten 2010 fortsetzen. Das größte Risiko in diesen Ländern ist die Verschärfung der Rezession durch die angekündigte restriktive Budgetpolitik.
Ein ähnlich inhomogenes Bild findet man derzeit auch in Zentral- und Osteuropa. Während Länder wie Polen die Krise sogar mit einem Wirtschaftswachstum gut überstanden hat und etwa die Türkei, Rumänien, Tschechien und Bulgarien mit einem Wachstum im Jahr 2010 rechnen, stecken Ungarn und das Baltikum weiterhin in der Rezession fest.
Frühestens 2011 werden auch für Estland, Lettland und Litauen wieder positive Wachstumsraten prognostiziert. Als Impulsgeber werden der fortgesetzte Sparkurs, die Steigerung des Exportes und die EU Fördermittel gesehen.
Gefahr durch neue Spekulationsblasen
“Das Ende der Krise zeichnet sich durch einen positiven Wachstumsschock von 4,5 % aus. So etwas gab es noch nie und es ist trügerisch. Während sich die Schwellenländer wieder beinahe auf dem Wachstumsniveau vor der Finanzkrise befinden, zeigen die USA eine respektable, aber riskante Erholung. In Europa gestaltet sich das Ende der Krise eher schwierig,” sagt Dobringer.
Gerade durch entstehen neuer Spekulationsblasen sieht Coface das Risiko eines W-förmigen Krisenverlaufes. Die bedrohlichsten Blasen ergeben sich durch die rasant steigende Staatsverschuldung und die Überkapazitäten in China.