Die Privatisierung der Warschauer Börse GPW wird sich voraussichtlich verzögern. Die Deutsche Börse, die als einzige an einem Mehrheitspaket interessiert ist, müsse ihr Angebot präzisieren, erklärte die Vize-Schatzministerin Joanna Schmid gegenüber der Zeitung "Gazeta Wyborcza".
Die Regierung erwartet eine Ergänzung des Angebots bis 27.11., damit noch im Dezember eine Entscheidung fallen kann, so Schmid. Das Ministerium habe erwartet, dass ein Angebot "ein detailliertes Programm" zu verschiedenen Zukunftsfragen enthält, so die Vize-Ministerin. Es müssten die Pläne offen gelegt werden, wie die Börse sich bei den Finanzinstrumenten und der technischen Ausstattung weiterentwickeln soll. Außerdem setze die Regierung eine zehnjährige Lock-up-Frist voraus, innerhalb derer der Investor seine Anteile nicht verkaufen darf.
Klare Strategie und Garantien gefordert
Das Finanzministerium fordere also eine klare Strategie und Garantien für die Warschauer Börse, so die "Gazeta Wyborcza" unter Berufung auf anonyme Kommentare von Experten. Dazu gehörten zum Beispiel Auskünfte darüber, was mit der Technologie-Börse "New Connect", die zur GPW gehört, geschehen soll.
Vor über einer Woche gab die Deutsche Börse als einziger möglicher Investor ein Angebot für einen Anteil von 51 % an der GPW ab. Die Börsen London Stock Exchange, NASDAQ OMX und NYSE Euronext, die das Schatzministerium ebenfalls kontaktiert hatten, verzichteten. Die Börse in Wien, die jahrelang ihr Interesse an der Warschauer Börse bekundet hatte, wurde von Polen von vornherein ausgeschlossen.
An einem Minderheitsanteil an der GPW, der den an der Börse gelisteten Unternehmen angeboten wurde, interessieren sich zwei Bieter - die zur Bank-Austria-Mutter UniCredit gehörende polnische Bank Pekao S.A. sowie die spanische Banco Espiriti Santo de Investimento.