Die Arbeitslosigkeit in Deutschland wird nach Einschätzung von Experten vorerst nicht weiter steigen. Die Folgen der Wirtschafts- und Finanzkrise seien weniger schlimm als erwartet: Der deutsche Arbeitsmarkt sei über dem Berg, betonten Volkswirte deutscher Großbanken nahezu einmütig in einer Umfrage der dpa.
Wegen der aktuell guten Konjunkturentwicklung rechnen die Fachleute in den kommenden Monaten sogar damit, dass Unternehmen neue Stellen schafften. Dadurch dürfte die durchschnittliche Arbeitslosigkeit in diesem Jahr mit 3,3 Mio. um 100 000 unter dem guten Vorjahreswert liegen.
"Die Beschäftigung ist in der Krise längst nicht so stark eingebrochen wie wir befürchtet hatten", räumte Commerzbank-Volkswirt Eckart Tuchtfeld nach zunächst skeptischeren Prognosen ein. "Jetzt gehen wir davon aus, dass sogar etwas Beschäftigung aufgebaut wird", fügte er hinzu.
Kurzarbeit und Flexible Jobmodelle wirken dämpfend
Dämpfend
wirke weiterhin der starke Einsatz der Kurzarbeit und die Flexibilität der
Beschäftigten. Auch für Philipp Jäger von der genossenschaftlichen DZ- Bank
sprechen die gute Auftragslage der Industrie und die steigende
Exportnachfrage dafür, dass es mit dem Arbeitsmarkt in diesem Jahr aufwärts
gehe.
Entsprechend stark ist nach Einschätzung der Fachleute der Rückgang der Arbeitslosigkeit im Mai ausgefallen. Nach Berechnungen der Volkswirte ist die Zahl der Erwerbslosen im zu Ende gehenden Monat um rund 165 000 auf 3,24 Mio. gesunken. Dies wären rund 218 000 weniger als vor einem Jahr.
Neben der anziehenden Konjunktur spiele im Mai auch der saisonübliche Frühjahrsaufschwung eine Rolle. "Im Mai erleben wir stets den Höhepunkt des Frühjahrsaufschwungs", betont Alexander Koch von der Hypovereinsbank. Aber selbst nach Abzug von Saisoneffekten ging die Erwerbslosenzahl den Experten-Einschätzungen zufolge im Mai zwischen 10 000 und 40 000 zurück. Die offiziellen Mai-Arbeitsmarktzahlen will die Bundesagentur für Arbeit (BA) am kommenden Dienstag (1. Juni) in Nürnberg bekanntgeben.
Bereits im April hatte ein starker Frühjahrsaufschwung die Arbeitslosenzahlen um 162 000 auf 3,406 Mio. sinken lassen. Das waren nach Angaben der Bundesagentur 178 000 weniger als vor 1 Jahr. Die Arbeitslosenquote nahm zum Vormonat um 0,4 Punkte auf 8,1 % ab.
Vor einem Jahr hatte sie bei 8,6 % gelegen. Als Hauptgründe für die günstige Entwicklung hatte der Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, das Ende der kalten Jahreszeit und das Anziehen der Konjunktur angeführt. Dies sei vor allem am starken Rückgang der saisonbereinigten Arbeitslosigkeit um 68 000 auf 3,285 Mio. deutlich geworden.