Der bulgarische Staat will seinen Drittel-Anteil an der bulgarischen E.ON-Tochter über die Börse verkaufen und prüft auch die Veräußerung seiner Beteiligung an der bulgarischen Tochter der niederösterreichischen EVN. Letztere kann sich vorstellen, aufzustocken.
EVN Bulgaria hat in den vergangenen Jahren mehr als 300 Mio. Euro in die Verbesserung der lokalen Infrastruktur investiert. "Im Hinblick auf die großen Herausforderungen wie die Erhöhung der Versorgungssicherheit bzw. -qualität hat die EVN ein Engagement des bulgarischen Staates als Miteigentümer an der lokalen Netz- u. Vertriebsgesellschaft immer sehr begrüßt", hieß es vonseiten der EVN.
Energieminister Trajtscho Trajkow hatte den Ausstieg Bulgariens bei der E.ON-Tochter angekündigt sowie eine ähnliche Vorgehensweise auch bei den anderen zwei großen bulgarischen Stromverteilunternehmen in ausländischen Händen in Aussicht gestellt.
Die drei großen Stromversorger Bulgariens wurden vor 6 Jahren zu zwei Drittel verkauft, ein Drittel hält weiter der Staat. Die EVN bezahlte für den Erwerb von 67 % an beiden damaligen bulgarischen Stromversorgern Plovdiv und Stara Zagora zusammen 271 Mio. Euro.
Anfang April 2010 hatte der bulgarische Premier Bojko Borissow den seit 2004 im Land tätigen drei Stromkonzernen EVN, CEZ und E.ON mit einer Rück-Verstaatlichung gedroht. Grund für den damaligen Vorstoß des Premiers ist die Forderung nach Dividendenzahlungen.
Energiefachleuten zufolge soll die staatliche Kraftwerksgesellschaft NEK wirtschaftlich mit dem Rücken zur Wand stehen. Vize-Energieministerin Maya Hristova erteilte der vom Premier angedrohten Re-Verstaatlichung zwar eine Absage. Laut ihren Angaben würden die Dividenden für die letzten fünf Jahre dem bulgarischen Staat rund 250 bis 300 Mio. Lewa (derzeit 127,8 bis 153 Mio. Euro) bringen. Die Gesellschaften hätten laut Privatisierungsvertrag Anspruch auf maximal 12 % Gewinn.
Branchenbeobachter gaben freilich zu bedenken, dass von Dividendenzahlungen, die den Bulgarien-Töchtern von E.ON, CEZ und EVN abverlangt würden, zwei Drittel - in dem Fall also 250 bis 300 Mio. Euro - nach Deutschland, Tschechien und Österreich abfließen würden und nicht im Land verblieben. Das wäre dann ein echtes politisches Problem in Sofia. Wie E.ON und CEZ wollte auch die EVN das Thema damals nicht kommentieren.