Geschäfte der "Shanghai-Legionäre" brummen

03.05.2010

Während die durchschnittliche Kapazitätsauslastung in Europa noch immer deutlich unter 75 % liegt, herrscht bei Industrieunternehmen im Großraum Shanghai Hochbetrieb. "Das Hauptproblem der Firmen besteht wieder darin, mit dem Produzieren nachzukommen", resümiert Raymund Gradt, der österreichische Handelsdelegierte im industriellen Herz der Volksrepublik. "Die Produktion liegt um 25-30 %nt über dem Niveau vor der Krise".

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Von einer scharfen Trendwende berichtet Peter Garimort, der das Shanghaier Werk von Engel (Schwertberg), eines Herstellers von Spritzgussmaschinen leitet. Laut Garimort ist der Ordereingang 2009 zwar um 50 % eingebrochen, "mittlerweile haben wir aber wieder das Niveau von vor der Krise erreicht". Man spielt mit dem Gedanken, die Kapazität aufzustocken. Die Kunden von Engel sind ihrerseits Zulieferer für endkundenahe Industrien (Auto, Fernsehgeräte).

Ähnlich die Situation bei Pollmann, einem im Waldviertel beheimateten Autozulieferer, der im nahen Jiangsu 200 Leute beschäftigt. Auf dem chinesischen Automarkt habe es 2009 auch "keine wirkliche Krise, sondern höchstens eine Delle gegeben", meinte Pollmann-Manager Herbert Auer. Seine Erklärung für die anhaltend guten Geschäfte: Der Konjunkturstimulus der chinesischen Regierung "ist nicht nur in die Infrastruktur, sondern auch in (konsumnahe) Steuerbegünstigungen geflossen".

Der steirische Leiterplattenproduzent AT&S, größter österreichischer Industrieinvestor in China, will bis 2012 rund 55 Mio. Euro in die Hand nehmen um in ihrer Fabrik in Shanghai Werk III und Werk IV hochzuziehen. AT&S produziert seit 2001 in China. Laut Aufsichtsratspräsident Hannes Androsch sieht man sich bereits nach einem weiteren Standort um, weil nach dem geplanten Ausbau der bestehende Standort ausgereizt wäre. Androsch, der Regierungskommissar für den österreichischen Expo-Auftritt in Shanghai ist, hielt sich vergangene Woche in Shanghai auf.

Dass der Boom auch mit der Geld- und Kreditpolitik der Zentralbank zu tun hat, wird hinter vorgehaltenener Hand von mehreren österreichischen "Expats" eingeräumt: "Glauben sie, wir sehen das nicht? Längerfristig sind die Wachstumschancen hier aber höher als sonstwo, auch wenn es einen Krach geben sollte", bemerkte ein Beobachter. Besonders problematisch sei die Entwicklung bei den Immobilien: "Vom Baubeginn bis zum Endkäufer wechselt eine Wohnung drei oder viermal den Besitzer".

Die chinesische Zentralbank (PBOC), hat gerade wieder versucht, das Wachstum der Kreditmenge (M3) etwas zu dämpfen - am Montag wurden die Mindestreservevorschriften für die Geschäftsbanken zum dritten Mal in diesem Jahr angehoben. Die offizielle Jahresinflation (CPI) liegt derzeit noch immer bei nur 2,4 %.

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