Anklage

Goldman Sachs soll Anleger getäuscht haben

16.04.2010

Die US-Investmentbank Goldman Sachs soll Anleger hinters Licht geführt haben. Die US-Börsenaufsicht SEC klagte deswegen am Freitag eines der einflussreichsten Geldhäuser der Welt an. Unter den Opfern ist der Anklageschrift zufolge auch die gestrauchelte deutsche Mittelstandsbank IKB. Alleine sie soll rund 150 Mio. Dollar verloren haben.

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Die Großbank Goldman Sachs soll Groß-Investoren mit einem Produkt betrogen haben, das in der Finanzkrise zu den am heftigsten umstrittenen Anlageformen zählte. Die US-Börsenaufsicht verklagte deswegen die ehemalige US-Investmentbank vor einem Gericht in New York. Das Geldhaus habe Anlegern "wesentliche Informationen" über den verbrieften Hypothekenkredit (CDO) vorenthalten, erklärte die SEC am Freitag. Analysten zufolge kann auf Goldman eine Strafe in Milliardenhöhe zukommen. Zudem könnten auch andere Banken ins SEC-Visier geraten. Die Behörde werde anderen Betrugsfällen bei strukturierten Finanzprodukten aggressiv nachgehen, sagte der zuständige SEC-Direktor Robert Khuzami. Goldman wies die Vorwürfe zurück.

Börsen auf Talfahrt

Goldman-Aktien verloren nach Bekanntwerden der Klage binnen Minuten 15 Prozent an Wert. Auch Papiere anderer Finanzinstitute gerieten unter Druck. Die Aktien der Deutschen Bank sackten um 7,3 Prozent ab. Die Börsen in den USA sowie Europa gingen auf Talfahrt. Der Dax drehte ins Minus und schloss 1,8 Prozent schwächer. Zu den Käufern des Produkts gehörte der Klageschrift zufolge auch die deutsche Mittelstandsbank IKB, die in der Finanzkrise nur mit staatlichen Milliarden vor dem Zusammenbruch bewahrt werden konnte.

Mit der Anklage verschärfen die USA ihre Gangart gegen Personen und Unternehmen, die sie für die Finanzkrise mitverantwortlich machen. "Das ist ein dickes Ding und ein aggressives Vorgehen der SEC", kommentierte der Bankenmanager Walter Todd das Vorgehen. "Ich bin schockiert." Der Investmentstratege Hank Smith von Haverford Trust & Co sagte, er glaube nicht, dass die Klage Einfluss auf die Erholung und die Fortschritte bei der Stabilisierung des Finanzsystem haben werde. "Aber es könnte der Beginn einer längeren Zeitspanne sein, in der das Schwert des Regulierers über Goldman und vielleicht sogar über der gesamten Branche des Investmentbankings hängt."

Informationen vorenthalten

Die SEC wirft Goldman Betrug bei einem verbrieften Hypothekenkredit vor. Die Bank habe Anlegern wesentliche Informationen bei der besicherten Schuldverschreibung (Collateralized Debt Obligation, CDO) vorenthalten. Investoren hätten mit dem Papier mehr als eine Milliarde Dollar verloren. Strukturierte Hypothekenpapiere waren ein Auslöser der Finanzmarktkrise, nachdem in den USA zunehmend auch Hypotheken von Schuldnern mit schlechter Bonität verbrieft wurden. Mit dem Platzen der Immobilienblase in den USA wurden die Investitionen schlagartig wertlos.

Der SEC zufolge hätten die Anleger darüber informiert werden müssen, dass der Hedgefonds Paulson & Co des Milliardärs John Paulson an der Zusammensetzung des Goldman-CDO mit dem Namen Abacus beteiligt war. In den Papieren zur Vermarktung von Abacus sei aber die ACA Management als diejenige Partei genannt worden, die die Auswahl getroffen habe. Gleichzeitig habe der Paulson-Fonds mit Leerverkäufen auf einen Wertverlust des CDO gewettet. Hauptverantwortlicher für Abacus sei Goldman-Vizepräsident Fabrice Tourre gewesen. Der SEC zufolge hat Paulson & Co Goldman 15 Millionen Dollar dafür gezahlt, die CDO zusammenzusetzen und vermarkten zu können. Die Gestaltung des Produkts wurde am 26. April 2007 abgeschlossen. Etwas mehr als neun Monate später wurden den Angaben zufolge dann 99 Prozent der in der CDO enthaltenen Werte herabgestuft.

"Viele, viele fragwürdige Praktiken"

"In der Summe", so die Vorwürfe der SEC, "hat Goldman Sachs ein Geschäft auf Paulson-Anfrage arrangiert, in dem Paulson sehr stark die Portfolio-Auswahl mit Blick auf seine wirtschaftlichen Interessen beeinflusst hat." Goldman habe Investoren Paulsons Rolle in dem Auswahl-Prozess oder dessen anderweitigen wirtschaftlichen Interessen aber nicht dargelegt.

Der Bankenmanager Todd von Greenwood Capital sagte, es habe "viele, viele fragwürdige Praktiken" bei CDOs und anderen strukturierten Produkten gegeben und zahlreiche Institute seien dabei eingebunden gewesen. "Ich bin mir sicher, dass die SEC auch auf andere Produkte und andere Praktiken bei anderen Firmen schauen könnte - und dabei ähnliche Unzulänglichkeiten findet."

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